National Institute of Informatics - Digital Silk Road Project
Digital Archive of Toyo Bunko Rare Books

> > > >
Color New!IIIF Color HighRes Gray HighRes PDF   Japanese English
0127 Aus Siberien : vol.1
Aus Siberien : vol.1 / Page 127 (Color Image)

New!Citation Information

doi: 10.20676/00000224
Citation Format: Chicago | APA | Harvard | IEEE

OCR Text

 

— 107 —

sehr eintönig. Das mattgrüne, spärliche Steppengras überzieht dies ganze Land mit einer gleichmässigen Decke, die nur durch riesige grau - braune Salzsumpfstrecken und einzelne Fels - uud Steinpartieen unterbrochen wird. Waldung ist nirgends zu sehen, nur in den Vertiefungen und Rinnen ziehen sich die dichten Büsche der Karagаlnik-Sträucher hin. Bei trockenem Wetter ist der Weg vortrefflich, sobald es aber zu regnen beginnt, so weichen die Salzsümpfe auf und bilden eine zähe Masse, die sich um die Räder ballt, so dass dieselben alle 100 Schritte gereinigt werden müssen.

Zwischen Semipalatinsk und Sergiopol sind die Postpiquets die einzigen russischen Ansiedelungen, sonst ist das Land ausschliesslich von Kirgisen bewohnt, die sich aber in der Gegend der Poststrasse nur während des Winters aufhalten, da hier sehr wenig Wasser vorhanden. Die einzigen Flüsschen, die wir hier passirten, war der Karassau-airy südlich vom Aldschan Adyr und der Aschschy-su südlich vom Piquet Ingirski. Südlich vom Piquet Ingirski sehen wir im Westen die Gebirgszüge des Tschingistau sich erheben, die sich in ihrem Charakter wenig von dem der vorher beschriebenen Berge unterscheiden. Nördlich von Sergiopol hatten wir die östlichen Ausläufer dieses Gebirges auf mächtigen Bergterrassen zu passiren.

Die einzigen Gebäude, die man auf dem Wege zwischen Sergiopol und Semipalatinsk antrifft, sind die Stationshäuser der Piquets, sie sind mit Ausnahme des ersten Piquets alle aus Stein gebaut und bestehen aus einem grossen Hause mit zwei durch einen Flur getrennten Zimmern (der Kaserne und dem Fremdenzimmer) und den Stallungen und Nebengebäuden, die aus Lehm aufgeführt sind. In jedem Piquet sind zehn Kosaken und vier Jamschtschiki (Postknechte) stationirt. Die Soldaten sind als Convoi für Reisende und für die Post bestimmt. Da die Steppe aber vollständig gefahrlos zu bereisen ist, so wird nur selten Convoi gefordert, und die Kosaken leben hier meist ohne jegliche Beschäftigung. Diese Piquets sind ein wahres Unglück für die Kosakenbevölkerung, sie sind wie eine Schule der Faulheit zu betrachten. Der Kosak liegt zwei Jahre ohne Arbeit in dem Piquet und hat natürlich das Arbeiten ganz verlernt, wenn er in sein Dorf zurückkehrt. Die Speise des Kosaken besteht zum grössten Theil aus Schwarzbrot, Fleisch und Brühe sind selten, nur an Feiertagen. (Als ich im Jahre 1868 abermals die Steppe