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0139 Aus Siberien : vol.1
Aus Siberien : vol.1 / Page 139 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000224
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Thal, in der Tiefe der Fluss Koksu zu sehen, an dessen Ufern deutlich Baumreihen zu erkennen sind. Am Nachmittag erreichten

wir die 34 Werst entfernte Ansiedelung Koksu, nachdem wir etwa 12 Werst im Flussthale des Koksu gefahren waren. Dicht vor der Ansiedelung führt eine neue Bi ficke über den Fluss. Die Ansiedelung selbst liegt am linken Ufer desselben Flusses zwischen himmelhohen Bergen; rechts und links sieht man bedeutende Schneezuge. Das Dorf ist ziemlich gross und besteht zum grössten Theil aus Holzhausern. Der Boden soll hier ausserordentlich. fruchtbar sein (da ein Korn 25 bis 30 giebt), nur sollen die Heuschrecken in den letzten Jahren viel Schaden angerichtet haben. Auf den Höhen der nahen Berge war dichter Wald zu sehen, immer unterhalb der Schneekuppen.

Nach meiner Ankunft erlebte ich eine äusserst komische Scene. Ich hatte nämlich kaum meinen Pass auf der Station abgegeben,

als man mir eine Privatwohnung als Absteigequartier anbot und

zwar zeigte mir dasselbe ein Kosakenunterofficier in voller Paradeuniform. Einen solchen Anzug hatte ich auf dem Postwege noch

nicht gesehen, da die Kosaken auch im Dienste meist Kirgisen-

röcke tragen. Kaum war ich in meinem Quartiere eingetroffen, als sich der Distanzofficier und der Stаtionsofficier in voller Parade-

uniform mir vorstellten und um meine Befehle baten. Hier er-

fuhr ich, dass, da ich in diesem Jahre Graböffnungen im Auftrage der Archäologischen Commission auszuführen hatte, ein

Befehl des Generalgouverneurs eingetroffen wäre, dem Doctor

Radloff bei seinen archäologischen Untersuchungen jede nur mögliche Hilfe und Vorschub angedeihen zu lassen. Die Herren

Kosaken wussten nun nicht, was archäologische Untersuchungen

sind und hatten es für das Beste gehalten, mir wie jedem durchreisenden Inspicienten ihre officielle Aufwartung zu machen. Kaum

hatte ich den Grund der officiellen Visiten erfahren, als sich die Thiire öffnet und ein Kosakenunterofficier in voller Uniform sich mir als ältesten Feldseher des hiesigen Lazareths vorstellt und mich um meine Befehle bittet. Im ersten Augenblicke war ich ganz verdutzt; plötzlich erinnerte ich mich, dass ich ja „Doctor"

Radloff sei und diesem Titel solche Aufwartung zu verdanken habe. Sollte ich hier den Irrthum aufklären? die Sache kam

mir zu lustig vor; ich nehme also die strenge Miene eines Chefs an und frage: „Wie viel Kranke liegen in Deinem Hospital, Brüderchen?" ,,,,Kein einziger, Euer Hochwohlgeboren!" lautete