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0149 Aus Siberien : vol.1
Aus Siberien : vol.1 / Page 149 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000224
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sie keinen Branntwein. Am Hochzeitstage reichen die Brautleute selbst den Gästen Kumys aus Stutenmilch und gekochtes, in kleine Stücke geschnittenes Fleisch. Der Wirth bewirthet die Gäste selbst. Ordnung und Reihenfolge beim Sitzen beachten sie nicht ; sie setzen sich haufenweise vor die Jurte hin und essen und trinken den ganzen Tag, ja sie bleiben sogar noch die folgende Nacht. Wenn am andern Tage die Braut ihren Vater besucht, treiben die Verwandten des Vaters noch eine Heerde Pferde dorthin. Sie lieben durchaus nicht Wittwen zu heirathen und bedauern diese sehr.

Die Hausthiere erhalten bei den Kao-tsche bestimmte Eigenthumszeichen ; wenn ein Thier im Felde sich zu einem fremden Volke gesellt, so wird sich doch Niemand dasselbe aneignen.

Im Leben sind sie nicht reinlich. Sie lieben die Donnerschläge und stossen bei jedem Donnerschlage einen Schrei aus und schiessen nach dem Himmel. Dann verlassen sie den Ort und zerstreuen sich. Im folgenden Jahre, wenn die Pferde fett werden (d. h. von Ende Mai an), versammeln sie sich wieder an den Orten des Donnerschlages und schlachten einen Hammel. Die Schamanin hält dabei ein Gebet, ebenso wie im Reiche der Mitte (in China), wenn man ein Unglück abwenden will. Die Мänner reiten zu Pferde viermal im Kreise um diesen Ort ; dann nehmen dieselben ein Bündel Weidenzweige und begiessen es mit Kumys, eine Frau aber wickelt die Knochen in die Haut des Schafes und stellt sich das Bündel auf den Kopf, die Haare aber lässt sie in Locken herabhängen. Die Todten bringen sie in ein ausgegrabenes Grab, stellen den Leichnam in die Mitte, den Bogen in der Hand, mit umgürtetem Schwerte, die Lanze im Armgelenke, gerade als wenn er lebend wäre, und schütten dann das Grab zu. Wenn Jemand vom Blitze getroffen stirbt, oder von einer Seuche hingerafft wird, so halten sie Gebete, um das Unglück abzuwenden. Wenn aber Alles glücklich vorbeigeht, so schlachten sie eine grosse Menge verschiedenen Viehes und verbrennen die Knochen, dann reiten sie im Kreise um den Ort herum. Bei solcher Versammlung erscheinen Мänner und Frauen jeden Alters ohne jeglichen Unterschied. Diejenigen Familien, bei denen sich kein Unglück zugetragen hat, singen, tanzen und spielen auf allerlei musikalischen Instrumenten; die Familien aber, die ein Unglück betroffen hat, weinen bittere Thränen.