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0151 Aus Siberien : vol.1
Aus Siberien : vol.1 / Page 151 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000224
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schmelzer, mir solchen Antrag zu stellen?" Tu-myn tödtete die Boten und verschwägerte sich mit China. Darauf schickte Tumyn im Jahre 552 seine Heere gegen die Shuan-shuan, besiegte sie vollständig und unterwarf sich ihr Reich. Nun nahm er den Titel Ili - chan (Fi.irst vom Ili) an und gründete so die Herrschaft der östlichen Tu-kiu, die bis zum Jahre 745 bestand und von der die Chinesen berichten, dass während dieses Zeitraumes, hier 21 Chafe herrschten, mit denen sie in Verbindung gestanden hätten.

Ueber die Sitten der Tu-kiu erzählen uns die chinesischen Annalen Folgendes: Die Tu-kiu lassen die Haare herabhäаgeп und tragen den linken Rockschooss aufgesteckt. Sie leben in Zelten oder in Filzjurten und nomadisiren von Ort zu Ort, je nachdem Gras und Wasser in genügender Menge vorhanden sind. Sie beschäftigen sich mit Viehzucht und Jagd, essen Fleisch und trinken Kumys und tragen Kleider von Pelz und Wolle. Bei ihnen ist wenig Ehrlichkeit und Scham ; sie kennen, gerade wie die früheren Hong-nu, weder Sitte (Höflichkeitsformen und Anstand der Chinesen) noch Gerechtigkeit. Wenn der Herrscher den Thron besteigt, so setzen ihn die höchsten Beamten auf eine Filzdecke und tragen ihn der Richtung der Sonne nach neun Mal im Kreise umher. Nach jedem Rundgange verneigen sich die Träger vor ihm. Nach Beendigung dieser Ceremonie lassen sie ihn ein Reitpferd besteigen, ziehen ihm mit einem seidenen Gewebe die Kehle fest zu, lassen dann das Gewebe los und fragen sogleich, wie viele Jahre er herrschen kann. Unter den Beamten hat die höchste Stelle der Sche-chu, die zweite der De - le und die dritte der Sy - li - fa, die vierte der Tu - mao - fa. Mit den niedereren Beamten zusammen sind es im Ganzen zwanzig Menschen. Alle diese Aemter sind erblich. Von Waffen haben sie Bogen aus Horn und pfeifende Pfeile, Panzer, Lanzen, Säbel und Schwerter, Fahnen mit einem goldenen Wolfskopfe. Die Leibgarde nennen sie Fu-li, was in ihrer Sprache auch Wolf (vergleiche das türkische „ pv-r-ü", wobei zu bemerken ist, dass die Chinesen türkisch p stets durch f und türkisch r stets durch 1 wiedergeben) heisst. Dadurch wollen sie ihre Herkunft andeuten. (Hier spielt der chinesische Autor auf die Sage an, dass die Tu-kiu von einer Wölfin abstammen. Der Vorfahre der Tu-kiu ist nach dieser Sage ein Knabe, welcher nach der Vernichtung der Aschin nachgeblieben sein soll. Die

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