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0152 Aus Siberien : vol.1
Aus Siberien : vol.1 / Page 152 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000224
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Feinde hätten diesem Knaben Hände und Füsse abgehauen und dann in einen See geworfen. Am Ufer habe ihn eine Wölfin mit Fleisch genährt und habe mit ihm zusammen gelebt. Als man die Wölfin habe tödten wollen, sei sie in ein anderes Land gezogen und habe daselbst zehn Söhne geboren.) Die Tu-kiu schiessen sehr geschickt mit Bogen vom Pferde herab. Ihrem Charakter nach sind sie überaus grausam und unbarmherzig. Die Schrift (d. h. die chinesische Schrift) kennen sie nicht. Die Menge der Leute, Pferde, Abgaben und ihr Vieh zählen sie nach Kerben, die sie in's Holz schneiden. An Stelle der schriftlichen Befehle gebrauchen sie Pfeile mit goldenen Spitzen (eine Sitte, die die Russen noch bei den Tataren Westsibiriens im XVII. Jahrhundert antrafen), an denen ein wächsernes Siegel befestigt ist. Streif- und Raubzüge unternehmen sie gewöhnlich vor dem Vollmond. Nach ihren Strafgesetzen wird Aufstand, Verrath, Tödtung, Ehebruch und Diebstahl eines gefesselten Pferdes mit dem Tode bestraft. Für eine körperliche Beschädigung zahlt man mit Sachen, je nach der Bedeutung derselben. Wer ein Auge beschädigt, muss seine Tochter hergeben, hat er aber keine Tochter, so muss er die Habe seiner Frau hergeben. Für die Beschädigung eines Gliedes muss er ein Pferd zahlen. Für Diebstahl eines Pferdes oder eines anderen Dinges zahlt er den zehnfachen Preis desselben. Den Leichnam eines Gestorbenen legt man in ein Zelt. Die Kinder, Enkel und anderen Verwandten beiderlei Geschlechtes schlachten Pferde oder Schafe, und indem sie sie vor dem Zelte, in dem der Leichnam sich befindet, ausbreiten, bringen sie diese den Manen als Opfer dar. Sieben Mal reiten sie zu Pferde im Kreise um das Zelt herum, dann zerschlitzen sie sich vor dem Eingange des Zeltes mit einem Messer ihr Gesicht und jammern mit lauter Stimme; so fliessen Blut und Thränen zusammen herab. Diese Ceremonie vollführen sie sieben Mal. Dann nehmen sie an einem bestimmten Tage . das Reitpferd des Verstorbenen und alle seine Geräthschaften und verbrennen sie zusammen mit dem Leichnam. Die Asche aber sammeln sie in ein Gefäss und begraben sie in einer bestimmten Zeit des Jahres. Diejenigen Leute, die im Frühling und Sommer gestorben sind, begraben sie, wenn die Blätter auf den Bäumen gelb werden und abzufallen beginnen, die im Herbste und Winter Gestorbenen aber begraben sie im Frühling, wenn die Blätter und Blumen hervorzusprossen beginnen. An den Begräbnistagen wie