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0153 Aus Siberien : vol.1
Aus Siberien : vol.1 / Page 153 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000224
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auch an den Todestagen bringen die Verwandten Opfer und zerfetzen sich die Gesichter. Auf den Grabstätten stellen sie die Nachbildung des Todten auf und bezeichnen an diesen Steinbildern alle Schlachten, an denen der Todte während der Zeit seines Lebens theilgenominen hat. Hat er nur einen Menschen getödtet,

so stellen sie nur einen Stein auf. Auf einigen Gräbern stehen

bis hundert und mehr Steine. Wenn man Schafe oder Pferde geopfert hat, so werden die Köpfe auf Stangen gesteckt. An diesen Tagen (d. h. zum Opfer) versammeln sich Männer und Weiber in festlichen Kleidern auf dem Begräbnisplatze. Wenn

einem Manne dort (d. h. während der Zeit des Opfers) ein Mädchen gefällt, so schickt er nach der Rückkehr einen Freiwerber zu den Eltern dieses Mädchens. Selten werden die Eltern eine solche Werbung zurückweisen. Ist der Vater, ältere Bruder oder der Vaterbruder gestorben, so ist es Sitte, dass der Sohn seine Stiefmutter, der jüngere Bruder seine Schwägerin, der Neffe seine Tante heirathet. Wenn auch Niemand einen festen Wohnsitz hat, so besitzt dennoch jeder seinen Antheil Land. (Meiner Ansicht nach ist das so zu verstehen, dass die Weideplätze geschlechtsweise vertheilt sind, wie bei den Kirgisen, aber jedes einzelne Mitglied seinen Antheil an den Weideplätzen hat. Bei festem Landbesitz wäre ja ein Nomadisiren eine vollkommene Unmöglichkeit). Der Chan hat einen festen Wohnsitz am Berge Du-gin. Der Eingang zu seinem Standorte ist von Osten, zur Ehre der Stelle der Himmelsrichtung des Sonnenaufganges. Alle Jahre bringt er ein Opfer in der Höhle der Vorfahren (d. h. wo die Wölfin die zehn Knaben gebar. Ist dies dieselbe Höhle, von der Nesserschmidt sagt: Am Flusse Jenissei, über den Fluss Kemtschik eine halbe Tagereise weit von der Einmündung des Flusses Dschakal, sei eine Höhle, in der es mehrere Seltsamkeiten gäbe, Idole von weiblicher und männlicher Gestalt und viele Manuscripte ? Müller hat gehört, diese Höhle liege in einer Gegend von Grabstätten, deren viele auch vor der Grotte sich befänden: Der Eingang zu ihr vom Jenissei her sei enge und niedrig, ausserhalb seien am Felsen Sculpturen, Idole in halbmenschlicher Grösse und von sehr roher Arbeit). Aber in der Mitte des fünften Monats opfert er mit vielen seiner Unterthanen neben einem Flusse dem Geiste des Himmels. 500 Li vom Berge Du - gin entfernt liegt ein hoher Berg, auf dessen Gipfel sich weder Pflanzen noch Bäume hefinden; er heisst Во-

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