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0161 Aus Siberien : vol.1
Aus Siberien : vol.1 / Page 161 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000224
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auf Pferden und Seiltänzer. Ihre Opfer bringen sie den Geistern auf freiem Felde. Für die Opfer haben sie keine bestimmte Zeit. Die Schamanen nennen sie Kan (vergl. türkisch „kam"). Den Kalym bezahlen sie in Schafen und Pferden. Reiche Leute geben dabei hundert, ja tausend Stück. Bei Beerdigungen zerfetzen sie sich nicht das Gesicht, sondern wickeln den Leichnam dreimal ein und weinen, dann verbrennen sie ihn und beerdigen die Knochen nach einem Jahre. Später machen sie Trauerfeierlichkeiten zu einer bestimmten Zeit. Im Winter wohnen sie in Hütten , die mit Rinde bedeckt sind. Ihre Schrift ist dieselbe wie die der Uiguren. Ihre Gesetze sind sehr streng. Wer vor der Schlacht Unruhe erregt, eine vorn Fürsten aufgetragene Botschaft nicht ausführt, oder wer dem Asho einen schlechten Rath ertheilt, sowie auch jeder Dieb wird enthauptet. Wenn der Dieb einen Vater hat, so wird diesem das Haupt seines Sohnes an den Hals gehängt, und er muss dasselbe bis zu seinem Tode tragen.

Oestlich von den schwarzen Bergen ist der Fluss Kian-che (von dem Abel Remusat nachgewiesen hat, dass es der Jenissei sei, den die Chinesen später Ki-mu nennen und der noch jetzt von allen Umwohnern Kern genannt wird). Ueber ihn fährt man in Canoes. Alle Flüsse fliessen nach Nordosten. An der östlichen Seite des Seees (Kossogol) nomadisiren drei Tu-kiu-Stämme (vergl. oben, wo die Dubo ein Uiguren-Stamm genannt werden), Du-bi (Tubiner), Milige und Edshi. Ihre Fürsten heissen Kegin (noch heute heisst in der Mundart der Ostjak-Sanojen kok oder köil-körn „Fürst",bei den Kamassinzen „kong"). Diese leben in Rinden-Jurten ; sie haben gute Pferde. Auf dem Eise laufen sie auf Holzpferden (Schneeschuhen), an den Füssen haben sie Schneeschuhe und Stützen unter den Armen (nicht etwa wie Krücken, sondern sie halten nur die Stützstange unter dem Arme und lassen sie hinten nachschleppen). Bei jedem Schwunge kommen sie wohl hundert Schritte vorwärts. In der Nacht beschäftigen sie sich mit Spitzbübereien und Raub. Die Hakas fangen sie aber ein und stellen sie dann zur Arbeit an (d. h. die eingefangenen Diebe der Du-bi müssen bei den Hakas Sklavendienste verrichten).

Die Hakas waren ein sehr mächtiges Volk, ihr Gebiet war nicht weniger ausgebreitet als das der Tu-kiu. Im Osten reichte es bis zu den Gu-li-gan (siehe dieselben oben), im Süden bis