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0272 Aus Siberien : vol.1
Aus Siberien : vol.1 / Page 272 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000224
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Charakteristisch für alle diese Völker ist allein das Moment, dass sie den • kleinen Bruchtheil der Türken bilden, auf den die mo= hammedanische Kultur keinen Einfluss ausgeübt hat, was sich bei ihnen in Sprache und Sitten kundthut. Alle diese Völker entbehren, ausser den Teleuten, eines eigenen Volksnamens, es sind eben nur Stämme und Stämmchen, die, wie wir in Capitel III gesehen haben, durch die Völkerströmungen der Eroberungszüge Mittelasiens hier in den nördlichen Wald- und Felsengebirgen versprengt sind und daher zum grössten Theil jegliches die Stämme verbindendes Volksbewusstsein und das Andenken an eine gemeinschaftliche Vorgeschichte verloren haben. Nur bei den Teleuten und den altajischen Bergkalmücken finden wir Spuren eines solchen Volksbewusstseins und besonders bei letzteren eine durchgängige Gleichheit der Sitten, Lebensweise und Sprache, so dass wir uns erlauben dürfen, sie mit den Namen eines Volkes zu bezeichnen. Dies ist auch der Grund, der mich veranlasst, meine Schilderung des Lebens der nichtmohammedanischen Türkstämme mit den altajischen Bergkalmücken zu beginnen und mich zu bemühen, von ihnen ein mehr zusammenfassendes, einheitliches Lebensbild zu entwerfen, während ich mich bei der Schilderung des Lebens der übrigen Stämme mehr oder weniger mit dem Vorführen vereinzelter Schilderungen aus meinen Tagebüchern begnügen muss.

1. Die altajischen Bergkalmücken.

Die Sprache und Lebensverhältnisse veranlassen mich, mit diesem Namen alle diejenigen Türkstämme zu bezeichnen, die das altajische Steingebirge (russ. Kamenj, tat. Taiga) bewohnen und die sich zu der Zeit, als ich den Altai bereiste, scharf von einander trennten, ich meine die Altajer (Alta Kishi) und die Dwojedaner (Tschüi Kishi). Diese scharfe Trennung ist aber erst sehr spät eingetreten und eine Folge der Geschichte des vorigen Jahrhunderts, indem alle diejenigen Stämme, die sich dem russischen Scepter unterwarfen, sich Altajer nennen, während diejenigen Stämme, die sich China unterwarfen und dann in ihre alten Wohnsitze des östlichen Altai auf russisches Gebiet als chinesische Unterthanen zurückkehrten und bis zum Jahre 1866 den Chinesen und Russen Tribut zahlten, als doppelzinspflichige Stämme (Dwojedanzi) bezeichnet werden. Sowohl die Altajer wie auch die Dwojedaner erinnern sich noch ihrer Zugehörigkeit zum Reiche