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0290 Aus Siberien : vol.1
Aus Siberien : vol.1 / Page 290 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000224
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Ton itschindä är jürär any käm pilär?

Tokkum aldynda at jürär any km pilär?

(In dem Pelze lebt ein Mensch, doch wer kennt ihn?

Unter der Satteldecke ein Pferd, doch wer kennt es?)

Kleider machen im Altai durchaus nicht Leute; derjenige, der gerade neue Kleider angeschafft hat, sieht anständig und reich aus, wer die seinigen länger getragen, hingegen arm und abgerissen. Die Altajer kennen noch gar nicht das Gefühl, dass das Kleid den Mann ziert. Natürlich wird der Reiche nicht ohne Hemd gehen und sich ein Tuch um den Kopf binden, auch wird der Reiche sein Kleid nicht so lange tragen, bis es ihm in Fetzen vom Leibe fällt, denn das Alles ist unbequem. Da es aber im Altai nicht allzu viele Reiche giebt, so darf man wohl mit Recht sagen, dass die Altajer ihre Kleidung so lange tragen, bis sie nicht mehr tragbar ist. Da die altajischen Frauen stets im Hemd, Tschägidäk und Mütze gehen müssen, so bekommt man bei Armen oft schöne Exemplare dieser Kleidungsstücke zu Gesicht. Ich traf eine Frau, deren Hemd nur noch aus einem Kragen und dem linken Schulterstück bestand, sonst hingen ihr einzelne Fetzen wie Fransen um den Hals. Bei einer anderen existirten nur noch die Armlöchereinfassung und die Rückenstücke mit herabhängenden Fetzen vom Tschägidäk. Letztere erschien mit vollkommen nacktem Oberkörper, obgleich sie nach der Sitte regelrecht bekleidet war. Ich glaube, es wäre diesem weiblichen Exemplare vollkommen unmöglich gewesen, seine Kleidungsstücke wieder anzuziehen, wenn es sie sich einmal vom Leibe gezogen hätte. Da die Männer und Frauen ihre Unterkleider meist erst dann abziehen, wenn sie nicht mehr tragbar sind, so sind selbige von Fett durchtränkt und oft von einer Farbe, woran die ursprüngliche Färbung gar nicht mehr zu erkennen ist; sie faulen ihnen buchstäblich vom Leibe.

Am besten und saubersten kleiden sich noch die Mädchen und reiche, junge Frauen ; bei letzteren ist dies durch die Verhältnisse bedingt, da sie bei der Verheirathung ganz neu eingekleidet werden. Auch tragen die Mädchen und jungen Frauen reichen Schmuck. Den Reichthum der Männer kann man nur am Messer, Feuerstahl nebst Schwammtasche, der Pfeife und dein Metallbeschlag des Gürtelriemens erkennen, sonst wäre es ziemlich schwer, den reichen Maklai Saisan von seinen armen Unterthanen nach der Kleidung zu unterscheiden.