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0302 Aus Siberien : vol.1
Aus Siberien : vol.1 / Page 302 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000224
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lage angewiesen waren, und an der Thüre auf blanker Erde unsere Führer und die Leute des Saisans. — Nach dem Abendbrote wurde uns ein Lager von weichen Lammfellen hergerichtet, und wir begaben uns zur Ruhe. Die ganze Gesellschaft schlief auf blanker Erde, selbst die Saisanin bestieg uns zu Ehren ihr Bett nicht. Die Altajer zogen ihre Oberkleider aus, breiteten sie als Unterlage auseinander und bedeckten sich mit ihren Pelzen. — Die erste Nacht, welche ich in einer Jurte verbrachte, war durchaus nicht angenehm, denn nachdem das Feuer erloschen war, wurde es so kalt, dass ich stundenlang nicht schlafen konnte. Ausserdem verursachten mir der Dunst und Rauch so heftige Kopfschmerzen, dass ich am Morgen beim Aufstehen wie ein Betrunkener taumelte; dabei schmerzten mir vom harten Lager meine Glieder.

Das war der erste Eindruck des Jurtenlebens, den ich noch dazu in einer reichen und der einzigen gezimmerten Jurte und ausserdem im Sommer gewann.

Nun der Eindruck, den ich von der Jurte eines Armen empfing. -- Wir traten in die kleine Stangenjurte, in der kaum fünf Menschen am Feuer Platz hatten. Die Jurtenfilzdecken waren überall durchlöchert und ringsum hingen die Fetzen herab. Kessel, Dreifuss, ein paar Holzschalen, eine Birkenbaude und einige Säcke aus grober Leinwand bildeten das einzige Mobiliar der Jurte. Jenseits des Feuers lag ein Haufen Heu und auf diesem ein alter, kranker Mann, der von seiner Tochter, einem etwa 15jährigen Mädchen, gepflegt wurde. Der Alte war fast ganz nackt, nur in eine zerrissene Filzdecke gewickelt; um sein Lager wärmer zu machen, hatte ihm die Tochter eine Lage Heu über die Füsse gebreitet. Man erzählte mir, der Mann besässe nur eine Kuh und zwei Schafe und die Tochter wäre das einzige Wesen, das sich um den Vater bekümmern könne. Die Tochter trug blos Hose und einen zerrissenen Schafpelz. Diese furchtbare Armuth machte einen wahrhaft erschütternden Eindruck.

Längere Zeit sich in einer Kalmückenjurte aufzuhalten, ist eine wahre Qual. Der Rauch des stets glimmenden Feuers beizt die Augen und trocknet die Kehle aus, so dass sich bald Hals- und Augenschmerzen einstellen. Dazu kommt noch der Brenzelgeruch angebrannter Speisen. In der Jurte der TschujaLeute ist es leichter, sich längere Zeit aufzuhalten, da man hier weniger vom Rauche zu leiden hat; man muss sich aber hier erst