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0306 Aus Siberien : vol.1
Aus Siberien : vol.1 / Page 306 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000224
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stockfinsterer Nacht nach Hause. Man erzählte mir sogar, dass ein betrunkener Reiter vom Pferde gestürzt sei, dass jedoch sein Pferd an seiner Seite stehen geblieben war, bis der am Boden Liegende sein Räuschchen ausgeschlafen hatte und es wieder besteigen konnte.

Die Pferdeheerden (bir-ür-jylky) bestehen aus 20 bis 60 Stück, darunter 8 bis 25 Stuten (biä), 5 bis 10 Wallachen (at), 5 bis 15 einjährige Füllen (kulun), 2 bis 8 zweijährige (jabaga), 2 bis 6 dreijährige (kunan) und einem Hengste (aigyr). Solche Pferdeheerden gehen weidend miteinander und vermischen sich nicht mit benachbarten Heerden.

Der Hengst ist der Herrscher und Beschützer der Heerde; wird diese von Raubthieren überfallen, so übernimmt er die Vertheidigung. Die Stuten stellen sich in einem Kreise auf, die Köpfe zur Mitte und die Hintertheile nach der Aussenseite des Kreises gewandt, mitten darin stehen die Füllen. Der Hengst bleibt ausserhalb des Kreises und übernimmt den Kampf mit dem Angreifer. Den Wolf soll er stets besiegen, nicht selten sogar sollen tüchtige Hengste den Bären vertreiben. Der Hengst kennt alle Glieder seiner Heerde und sobald eines derselben die Heerde verlässt, so treibt er es selbst zurück. Die Kaimücken erzählen auch, der Hengst dulde keine Untreue seiner Stuten; er soll Stuten, die andere Hengste wiederholt aufsuchen, durch Schlagen und Beissen ganz aus der Heerde vertreiben. Der Hengst verträgt sich mit seiner Heerde gut, auch hat er die Füllen gern; sind aber die jungen Stuten erwachsen und drängen sich an ihn, so vertreibt er sie durch Beissen aus der Heerde, ebenso weichen die Söhne den Liebkosungen ihrer Mütter aus. Wenn der alte Hengst die jungen Hengste aus der Heerde vertreibt, so bleiben sie in der Nähe und grasen allein für sich. Die jungen Stuten hingegen fliehen (joshyp-jat) und wenden sich stets nach Norden oder Osten, nie nach Süden oder Westen. Sie setzen

" dabei ihre Flucht möglichst in einer geraden Linie fort (weder Berge noch Flüsse sind ihnen dabei ein Hinderniss), bis sie auf eine Heerde stossen, der sie sich zugesellen. Der Besitzer muss daher stets aufpassen, dass er die fliehenden Stuten noch rechtzeitig einfängt und sie selber zu einer anderen Heerde bringt.

Die glückliche Lage der Flussthäler erlaubt den Altajern, ihre Pferdeheerden sich vollkommen selbst zu überlassen; man beschränkt sich darauf, die Pferde am Abend näher zu den Jur-