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0316 Aus Siberien : vol.1
Aus Siberien : vol.1 / Page 316 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000224
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fällt der von Kindheit auf an das Reiten gewöhnte Altajer selten, er mag noch so schnell bergauf, bergab reiten, oder in einem vollkommen betrunkenen Zustande sein. Man sieht dem Reiter das Gefühl der Sicherheit an ; ob die Pferde langsam oder schnell gehen, kümmert ihn wenig ; im gestreckten Galopp wie auf den gefährlichsten Gebirgspfaden holt er ruhig seine Pfeife aus dem rechten Stiefel, stopft sie mit Tabak, schlägt Feuer, zündet seine Pfeife an und steckt den Feuerstahl hinter seinen Gürtel, lässt auch während der ganzen Zeit den Zügel auf dem Sattelknopfe liegen, nur das Ende des Tschylbyr (Leitstrickes) lässt er nicht aus der Hand. Der Weg und die Gangart des Pferdes kümmern ihn während dieser Beschäftigung wenig. Ich habe Leute reiten sehen, die auf Sätteln sassen, deren Bauchriemen geplatzt waren und dennoch nicht vom Pferde fielen. Der Reiter stürzt nur etwa von einem wilden Pferde, wenn der Bauchriemen reisst, oder wenn sein Pferd selbst stürzt; in letzterem Falle hält er den Tschylbyr fest, stösst sich, ehe das Pferd am Boden liegt, aus dem Steigbügel ab und schwingt sich einige Fuss weit vom Pferde seitwärts, behält aber den Tschylbyr in der Hand, damit das Pferd ihm nicht davonlaufe. Wie wenig die Altajer das Reiten erschöpft, davon habe ich mich überzeugen können, als einer unserer Begleiter vom Syraty nach dem Muitu geschickt wurde und am fünften Tage wieder am Syraty eintraf. Er hatte nur einmal übernachtet und war durchschnittlich 200 Werst auf den grauenhaftesten Wegen geritten.

Die Frauen reiten vollständig ebenso wie die Мänner und mit derselben Geschicklichkeit, Sicherheit und Ausdauer.

Das Reitzeug der Altajer ist sehr einfach. Der Halfter ist entweder aus wollenen Stricken zusammengeknüpft oder aus einem rohgegerbten Lederriemen gefertigt. Er ist aber nie mit einem eisernen Iundsttick versehen, an seiner linken Seite ist ein Strick oder Riemen befestigt, welcher gewöhnlich einen Faden lang ist. Dieser Halfter wird dem Pferde nur abgenommen, wenn es zur Heerde in Freiheit gelassen wird, sonst bleibt er sogar auf dem Kopfe des Pferdes, wenn es auch mit der Trense gezäumt ist. Der Zaum (ügön) des Pferdes ist meist aus dünnen, geflochtenen Riemen gefertigt, er besteht aus zwei Seitenriemen, die vom Gebiss aus an den Seiten des Kopfes entlang gehen, einem Nasenriemen, der beide Seitenriemen auf dem halben Kopfe verbindet und quer über das Nasenbein geht, und einem Quer-