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0326 Aus Siberien : vol.1
Aus Siberien : vol.1 / Page 326 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000224
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ärmeren aus Airan und sehr dünnem Mehlbrei. Nährend dieser Vorbereitungen haben sich die Männer erhoben und setzen sich sogleich, meist ohne sich gewaschen zu haben, zum Mahle hin, das unter lautem Gespräche verzehrt wird. Während darauf die Männer die Jurte verlassen, um die Stuten zu melken und nach den Pferden zu sehen, werden die kleinen Kinder besorgt und abgefüttert. Die Besorgung der Kinder übernimmt fast ausschliesslich die Mutter, während die Töchter und Dienstboten die weiteren Hausarbeiten verrichten. Die Hausfrau macht sich dann an's Nähen, flickt alte Kleider und Stiefel, verfertigt neue, näht Satteldecken und Ledersäcke; dabei helfen ihr auch die erwachsenen Töchter, während die anderen Verwandten oder die Dienstboten die Küche besorgen. Da wird der Airan umgeschüttet und gemischt, Sahne abgenommen, Butter geschlagen und Branntwein destillirt. Dabei wird die ganze Zeit über fleissig geraucht. (Männer, Frauen und Kinder lassen die Pfeife fast nur dann ausgehen, wenn das Essen oder die Beschäftigungen es ihnen irgendwie gebieten.) Nach éinigen Stunden haben sich die Einwohner wieder um's Feuer versammelt und es giebt abermals eine Mahlzeit. Dann wird der Branntweinschlauch hervorgeholt und nun geht ein allgemeines Poculiren los. Nachbarn erscheinen in den reichen Häusern und es wird geschwatzt und getrunken. Von den Frauen betheiligen sich an diesen Gelagen nur die älteren, die nicht mehr an den häuslichen Arbeiten Theil nehmen. Den Einschenker macht gewöhnlich der Hausherr. Da der Milchbranntwein meist sehr schwach ist, so müssen grössere Mengen getrunken werden, ehe eine Wirkung zu beobachten ist. Die Frau arbeitet während der ganzen Zecherei oder sucht die Kinder in Ruhe zu halten und Excessen zwischen den Männern vorzubeugen. Ist viel Branntwein im Hause, so trinken die Anwesenden, bis sie vollkommen betrunken sind, legen sich die Sättel oder Satteldecken unter den Kopf und schlafen an der Stelle, wo sie gesessen. Ist wenig Branntwein im Hause, so verlassen die Männer bald das Haus und suchen eine andere Jurte auf, wo sie weiter trinken können. Zu diesem Zwecke scheuen sie die Anstrengung des Rittes nicht und machen oft weite Streifzüge. Während die Männer schlafen, besorgen die Frauen ihre Arbeiten im Hause und wenn der Abend herannaht, geht das geschäftige Treiben in und um die Jurte wieder an, da dann die Kühe zur Jurte zurückkehren und das Melken