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0381 Aus Siberien : vol.1
Aus Siberien : vol.1 / Page 381 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000224
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knoblauch, die alle hier in grosser Masse wild wachsen, ihre Lieblingsspeise. Der Bärenknoьlauch giebt der ganzen Bevölkerung ein Aroma, das für den nicht Knoblauch Essenden unerträglich ist. Ich folgte dem Rathe einer meiner Begleiter und ass selbst Knoblauch, der sehr angenehm schmeckt, und in der That hatte ich von jetzt ab weniger von dem Geruche meiner Umgebung zu leiden. Der BärenknoЫauch soll äusserst gesund sein und die Leute vor dem hier schrecklich hausenden Scorbute bewahren.

Der Dialect der hiesigen Tataren , dem ich meine besondere Aufmerksamkeit widmete, ist sehr abweichend von demjenigen der Teleuten.

Am Abend des folgenden Tages verliess ich das Dorf PrasPältärindä und fuhr bis zum Dorfe Kysyl-jar (rothes Ufer). Wir erreichten das Dorf bei vollkommener Dunkelheit. Man hatte hier in Erwartung unserer Ankunft am Ufer ein grosses Feuer angezündet, welches das ganze Dorf und das gegenüberliegende Ufer mit grellrothem Scheine erleuchtete und sich in langen rothen Streifen im Flusse brach. Das Holz scheint hier billig zu sein, denn die Einwohner geizen damit durchaus nicht; das Holz zum Feuer war wohl 5 Fuss hoch aufgeschichtet. Am Ufer standen die Leute in dichten Haufen und kaum waren wir gelandet, als die Leute unser Gepäck ergriffen und Alles in unser Quartier trugen. Jeder der Helfenden nahm ein Packet und zu seiner Seite schritt ein Zweiter mit einem brennenden Holzstück, so dass wir wie in einem Fackelzuge durchs Dorf zogen. Mir leuchtete mein Wirth, ein junger, in einen Tuchrock gekleideter Mann, der in sehr geläufigem Russisch mir versicherte, es mache ihm die grösste Freude, uns bei sich aufnehmen zu können.

Unser Nachtquartier war gross und ganz nach Art russischer Bauernhäuser eingerichtet. Man sah auf den ersten Blick, dass hier ein grosser Wohlstand herrschte. Das Zimmer war mit Oelfarbe angestrichen und reichlich mit Stühlen und einigen Schränken möЫirt. Zwischen der Hinterwand und dem Ofen waren mehrere mit Blech beschlagene Kasten aufgestellt und der Fussboden war mit Tjümenschen Teppichen bedeckt. Mein Wirth brachte Alles, was er im Hause auftreiben konnte, um mich zu bewirthen: Thee, frischen Honig, Brot, Eier, Butter, Milch, Cedernüsse und Fische, so dass wir nach der schmalen Versorgung des gestrigen Tages hier ein wahrhaft lucullisches Mahl hatten.