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0386 Aus Siberien : vol.1
Aus Siberien : vol.1 / Page 386 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000224
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Kleidungsstücke, die sie auf dem Leibe tragen, zu besitzen. Ihre Kochgeräthe bestehen aus einem flachen Kessel (k~rgusch) zum Rösten der Gerste und einem gewöhnlichen Kessel zum Kochen. Schalen, Näpfe, Trinkgeschirre kennen sie nicht, ein zusammen- gebogenes Stück Birkenrinde ersetzt diese überflüssigen Gegenstände vollkommen.

Die hiesigen Tataren sind die ärmsten des ganzen Altai. Sie kennen ausser Fleisch von erlegtem Wilde keine andere Nah. rung als geröstete Gerste, Kalba, Kandyk und Lilienzwiebeln. Sie halten einige wenige Reitpferde, melken aber die Stuten nicht. Ihre Beschäftigung im Winter ist die Jagd, im Sommer säen sie so viel Gerste als zu ihrer eigenen Nahrung nothwendig ist. Ist ein Misswachs und geht ihnen die Nahrung vor dem Frühlinge aus, so entsteht bei ihnen Hungersnoth und viele kommen dann vor Mangel an Nahrung um, die Uebrigbleibenden flüchten dann nach Karga oder zu den Goldwäschen und suchen dort Hilfe und Obdach.

Die Kleidung der Einwohner von Kysyl Kaja weicht nicht von der der früher erwähnten Mrass-Tataren ab. Die Männer tragen lange Hemden und Kaftane aus verschiedenen Stoffen, im Winter Filzpelze. Die Frauen haben lange bunte, gewöhnlich blaue Hemden, die auf den Achseln und am Brustlatz mit kleinen Muscheln benäht sind. An den Zöpfen der Mädchen ist ein schwerer Behang aus Glasperlen von allen möglichen Formen und Farben angebracht, der unter dem Gürtel festgebunden wird. Die Frauen tragen in den Zöpfen Messingknöpfe und Ohrringe, die mit einer Perlenschnur verbunden sind.

Sie sind scheu und furchtsam wie das Wild des Waldes, das sich vor dem andringenden Menschenstrome in das tiefste Dickicht flüchtet. Zuerst hatten sie Furcht, sich den neu angekommenen Reisenden zu nähern, zuletzt war die Neugier aber doch grösser als die Furcht. So sammelten sich allmählich bei der Thüre der Hütte, in der ich mich einquartirt hatte, ungefähr 25 Menschen und steckten einer nach dem andern den Kopf in die Hütte,' ohne den Eintritt zu wagen. Männer und Frauen rauchen. Ihre Pfeifen schneiden sie sich aus Holz, den Tabak aber kaufen sie von den Russen, wie auch die Schmucksachen. Meine Wirthin, ein junges Weib von etwa 18 Jahren, schaute mit Staunen den grossen Kochvorbereitungen meines Dieners zu und konnte sich nicht genug über unser sonderbares