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0387 Aus Siberien : vol.1
Aus Siberien : vol.1 / Page 387 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000224
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Mahl wundern. Sie war sehr bescheiden, antwortete aber frei auf alle meine Fragen. Eine Cigarre, die ich. ihr anbot, nahm sie wohl an, rauchte sie aber nicht selbst, sondern gab sie ihrem Manne.

Im hiesigen Ulus wohnt ein Schaman, dieser zeigte mir seine Zaubertrommel, die sich wenig von der teleutischen unterscheidet. Mittheilungen über seine Gebete weigerte er sich, mir zu machen und antwortete nur auf jede Frage: „Män bibäntschadyrym" (ich weiss nicht).

Am Psass, einem Nebenfusse des Mrass, besuchte ich noch drei Dörfer, hielt mich aber in diesen wenig auf, nur im zweiten Dorfe Tajasch übernachtete ich in der Hütte des Paschlyk. Die Tajasch-Tataren leben vollkommen so wie die Tataren von Kysyl Kaja.

c) Tataren an de r K o n d o m a. Als wir den Fluss Montschui passirt hatten, stiegen wir aufwärts am Flusse Кörö ; hier stiessen wir auf die Wohnungen der am weitesten nach Westen wohnenden Schor-Tataren. Der Waldbrand hat die ganzen Berge frei gelegt und man sieht überall Aecker auf den Höhen. Als wir im Dorfe Aschkina eintrafen, zeigte sich zuerst kein Mensch, nur allmählich kamen die Einwohner zum Vorschein. Sie unterscheiden sich in der Kleidung wenig von den Mrass -Tataren. Sie gehören zum Geschlechte Sary Schor, treiben viel Ackerbau und ausserdem Bienenzucht, die hier besonders vortheilhaft sein soll. Auch die Viehzucht ist nicht so vernachlässigt wie bei den Tataren am oberen Mrass, denn es weiden in der Nähe der Ansiedelung einige Kühe. Die Lebensweise der hiesigen Schor ist der der russischen Bauern sehr ähnlich.

Etwa 5 Werst hinter der Goldwäsche Spaski, an der Kon-

doma aufwärts, trafen wir jenseits der Mündung des Flusses Tscholym Jurten der Schor an, die hier nicht in Dörfern, sondern in kleinen Ansiedelungen, aus 2-5 Hütten bestehend, leben. Ich hielt mich in der Jurte des Tataren Stepka auf, der sehr wohlhabend sein soll; er hält einige Pferde und wohl bis 10 Kühe. Die Häusereinrichtung ist besser als am oberen Mrass. Man sieht hier viel Hausgeräth und reichliche Kleidung. Die hiesigen Tataren sollen reichlich Geld durch den heimlichen Aufkauf von Gold von den russischen Arbeitern der Goldwäschen verdienen und manche von ihnen sollen sehr reich sein. Die Russen erzählten mir, sie stellten sich hier nur so arm, damit die Re-

R a d l o f f, Aus Sibirien. I.   23