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0392 Aus Siberien : vol.1
Aus Siberien : vol.1 / Page 392 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000224
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zeigt habe, der Ansicht bin, dass die Schor die Nachkommen der jenissei - ostjakischen Stämme und der späteren Schmiede-Tataren sind. Die hiesigen russischen Einwohner behaupten, dass die blondhaarigen Leute Nachkommen von Russen seien. In den Goldwäschen leben nämlich hunderte von unverheiratheten Leuten, welche häufig auf Liebesabenteuer in die Aule der Schor wandern sollen, wo sich für Schmucksachen, wie Glasperlen, Knöpfe, Goldschnüre und Muscheln, sehr viele Liebhaberinnen finden.

Ihrer Lebensweise nach zerfallen die Schor in zwei Abtheilungen: 1) die Ackerbau treibenden Schor am unteren Mrass und Tom, auch an der Kondoma; 2) die Schwarzwald-Bewohner am oberen Mrass und an der Kondoma. Wenn officiell nur die erstgenannten Tataren als angesiedelte (ossjedlyje), letztere dagegen als Nomaden (kotschujuschtschije) bezeichnet werden, so ist diese Bezeichnung vollkommen unrichtig. Wie meine Schilderungen schon zur Genüge zeigen, leben alle Schor angesiedelt in Dörfern. Dies unterscheidet eben die Schor von allen türkischen Nachbarn. Die übrigen Türkstämme des Altai haben nur durch den Einfluss der Russen und durch die Abnahme des Weidegebietes gezwungen, ihr Nomadenleben aufgegeben, die Schor hingegen leben auch dort angesiedelt und in Dörfern, wo gewiss der Einfluss der Russen gar nicht in Betracht kommen kann, z. B. am oberen Mrass. Wenn diese Wald-Bewohner trotzdem auf einer sehr niedrigen Stufe der Kultur stehen, so ist dies nur dadurch zu erklären, dass sie früher eine bedeutendere Kulturstufe erreicht hatten und nur gezwungen in die Waldgebirge geflüchtet sind, hier jedoch, wo sie getrennt von den Nachbarn in vereinzelten Dörfern sich niederliessen, ihre alte Kultur verloren haben. Wie wollte man sich sonst den Umstand erklären, dass, wo immer diese Schor mit den Russen in Beriihrung kommen, sie sich sogleich mit Leichtigkeit zu einer höheren Kulturstufe erheben, während die Altajer z. B. viele Jahrzehnte mit den Russen zusammen leben können . ohne im Geringsten ihren Kulturzustand zu ändern.

Ich will hier nicht von den Ackerbau treibenden Schоr am Tom und am Mrass reden, die lange mit den Russen zusammen leben, sondern von den zerstreut im Gebirge lebenden. Sobald diese mit den Russen in Handelsverbindung treten, macht sich schon nach wenigen Jahren ein bedeutender Fort-