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0393 Aus Siberien : vol.1
Aus Siberien : vol.1 / Page 393 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000224
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schritt bemerkbar. So findet man in der Nähe von Goldwäschen, die kaum einige Jahrzehnte existiren, aus Balken gezimmerte Hütten und Speicher, eine bessere Lebensweise und reichere Kleidung, Rindvieh-, Federvieh- und Bienenzucht. Leider sinken diese Naturkinder, in moralischer Beziehung, sobald bei ihnen die Wohlhabenheit zunimmt; Geldsucht und die unmittelbare Folge dieses Lasters, der Hang zu Betrügereien und Hinterlist, nehmen bei ihnen schnell überhand und unterscheiden sie nachtheilig von ihren ehrlichen, offenen Brüdern der Einöde.

Der Schamanismus ist bei allen Schor im Sinken begriffen, schon Ungetaufte am Mrass haben grösstentheils keine Schamanen mehr.

4. Die Lebed-Tataren und Kumandinen.

Etwa 35 Werst von der Goldwäsche Zarewa Alexandrowsk traf ich im Jahre 1861 das erste Dorf der Lebed-Tataren am Flusse Ulbas. Es bestand aus 8 —10 Hütten, die ganz wie diejenigen der Schor eingerichtet waren. Auch die Kleidung dieser Tataren unterscheidet sich wenig von der der Schor. Sie tragen Kaftane, Mützen und selbst lange Ueberröcke mit Knöpfen nach russischem Schnitte. Der Grund der Verbreitung solcher Costume ist der, dass liederliche Arbeiter der Goldwäschen häufig ihre Kleider für ein Billiges verkaufen, welche dann von den hiesigen Tataren ohne jede Scheu getragen werden, da bei ihnen gar kein eigentliches Nationalcostiim besteht. Die Sprache der LebedTataren liegt in der Mitte zwischen dem Dialecte der Schor und dem der Altajer.

Den zweiten Ulus der Lebed-Tataren traf ich am Lebed selbst. Hier haben die Dörfer aufgehört und man trifft am Flusse zerstreut liegende Hütten. Die Lebed-Tataren nennen sich Ku-Kishi (d. h. Lebed-Leute). Das Christenthum ist hier noch nicht eingedrungen; über die Existenz von Schamanen konnte ich nichts Näheres erfahren.

Die letzte Jurte der Lebed-Tataren fand ich im Jahre 1861 am Flusse Togul, wo schon Schwarzwald - und Lebed -Tataren zusammen wohnen. Die letzteren waren vom Geschlechte Tschalgan oder Tschalgandu und trugen ganz die Tracht der Altajer.

Im Jahre 1863 traf ich am Otküschtö das erste Au! der Lebed-Tataren. Dort wohnte damals ein reicher Tatar mit seinen sieben Kindern. Da im vorigen Jahre das Fieber hier sehr