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0410 Aus Siberien : vol.1
Aus Siberien : vol.1 / Page 410 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000224
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geben, der als Aufenhalt für die zur Jurte getriebene Viehheerde benutzt wird. Diese Tataren treiben schon überall Ackerbau, allerorten sieht man an den Uferbergen Ackerstücke liegen. Der Acker wird hier schon nicht mehr mit der Hacke bearbeitet, sondern mit sehr primitiven Pflügen (salla). Alle Tataren sollen schon Roggen, Weizen und Gerste bauen. Ueberall haben die Tataren hier einen kleinen Viehstand : Kühe, Pferde und Schafe, wenn auch in geringerem Umfange als die Bauern. Die Jurten haben fast überall dieselbe Einrichtung, nur in den Dörfern, wo als Jassak- Bauern lebende Tataren wohnen, sieht man wirklich russische Bauernhäuser und russische Einrichtung. Die besseren Jurten sind ungefähr folgendermassen eingerichtet: Rechts von der Thür sind an der Wand Bretterregale angebracht, worauf Gefässe, Flaschen und anderer Hausrath sich befinden. Deri Thür gegenüber ist das Bett, das aus einer Anzahl dünner Matratzen besteht, die auf einem roh gearbeiteten Holzgestelle liegen; die Kissen sind dreieckig gepolstert. Rechts vom Bette sind Kasten und allerlei Habe, auf diesen liegen die Betten der Kinder. Hinter dem Feuer sind zwei Staugen mit einem Querholze. Die reicheren Jurten sehen sehr reinlich aus, die ärmeren aber sind meist in einem sehr traurigen Zustande. Die Männer tragen russische Tracht, die Frauen hingegen haben eine eigene Tracht: sehr lange und weite Kleider, die auf den Achseln und am Kragen gestickt sind. Sie tragen die Zöpfe mit Behängen wie die Schwarzwald-Tataren. Die Mädchen tragen bis 15 Zöpfe. Sie haben Mützen mit einem der altajischen Mütze -ähnlichen Pelzbesatz, tragen dieselben aber nur an Feiertagen. Die Pelze der reichen Frauen sind lang und mit Otterfell verbrämt und über den Pelzen tragen sie ein kurzes ärmelloses Kleidungsstück. (Vgl. das Titelbild.)

Die östliche Gruppe der Minussinskischen Tataren bilden den Uebergang von einem echten Nomadenvolke zu ansässigen Bauern. Zu dieser Gruppe gehören die Unterthanen des Кatschinzischen Steppengerichtes. Diese Tataren leben in Jurten, die denen der altajischen ähnlich sind. Es sind theils Gitterjurten, die mit Filz bedeckt sind, theils aus Balken gezimmerte, wie die Jurte des Кurtu-Sаisan im Altai. Darin unterscheidet sich aber diese Gruppe der Мinussinskischen Tataren von den Altajern, dass sie ausser diesen Sommerjurten noch Winterhütten aus Balken besitzen, in denen sie die kalten Monate des Jahres