zubringen. Auch hier haben sich schon vielfach Uebergangsstufen zwischen Vieh züchtenden Nomaden und Vieh züchtenden JassakBauern gebildet. Die Tataren dieser Gruppe sind viel reicher als die Tataren der ersten Gruppe; sie treiben zwar auch zum Theil Ackerbau aber vielmehr Viehzucht, und einzelne Katschinzen sollen sehr bedeutende Viehheerden halten. Das Vieh lebt hier wie bei den Nomaden heerdenweise. Es werden hier vielmehr Pferde gehalten als Rindvieh. Die Kleidung der Кatschinzen bietet noch weniger Charakteristisches als die Kleidung ihrer westlichen Nachbarn.
Im Allgemeinen sind die Sitten der Abakan -Tataren dieselben wie die der Altai-Tataren. Sie sind fast alle getauft, aber nur dem Namen nach Christen, in vielen Jurten hängen ganz offen die Schamanеntrommeln. Oft habe ich in der Nacht die dumpfen Töne dieser Instrumente gehört. So viel ich erfahren konnte, tragen die Abakan-Schamanen beim Schamanisiren eine eigenthümliche Tracht, die aus einem mit bunten Bändern behängten Lederrock mit Glöckchen und Klappern und einer eigenthümlichen Mütze besteht. Nur einmal hatte ich Gelegenheit, in einer Sagajer-Jurte dem Schamanisiren beizuwohnen. Es war hier eine Schamanin in Thätigkeit, sie hatte jedoch keine besondere Kleidung. Sie trug ein kurzes Hemd, war alt und ausserordentlich mager. Diese Frau geberdete sich viel wilder als die altajischen Schamanen, sprang um das Feuer, sang mit verstellter Stimme , ahmte verschiedene Thierstimmen nach und stieg auf diese Weise von Himmelsschicht zu Himmelsschicht, bis sie sich die Helfer in die Trommel gebannt hatte, mit denen sie den bösen Geist aus der Jurte in's Freie trieb. Zurückgekehrt, gerieth sie in die höchste Verzückung, liess zuletzt die Trommel fallen und stürzte wie todt nieder.
Die hiesigen Schamanen sollen schlecht bezahlt werden, sie bekommen meist Geld. Für 30 Kopeken soll ein Schamaa einen halben Tag arbeiten. Obgleich die Abakan -Tataren Christen sind, so lassen sie die Schamanen doch viel öfter schamanisiren als die heidnischen Altajer. Gewöhnlich verbergen die Abakan-Tataren ihre Anhänglichkeit an den alten Glauben vor den Russen und lieben sich in Gegenwart derselben als orthodoxe Christen zu geberden. So habe ich oft bemerkt, dass bei meiner Annäherung die Kästen geöffnet und Heiligenbilder aufgestellt wurden, die man nach meiner Abfahrt wieder in den Kästen verschloss.
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