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0415 Aus Siberien : vol.1
Aus Siberien : vol.1 / Page 415 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000224
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instrumente. Ausser der bei Gelegenheit der Altajer beschriebenen Rohrpfeife und Guitarre habe ich nämlich hier den Kobys, eine Art Geige, und den Tjattagan, eine liegende Harfe, gefunden. Der Kobys hat die Form einer tiefen Pfanne mit einem langen Stiele. Den Resonanzboden dieses Instrumentes bildet eine

fest über der Höhlung ausgespannte, pergamentartig gegerbte
Thierhaut, in deren Mitte sich ein ziemlich grosses, rundes Loch

und rundherum mehrere kleinere Löcher befinden, über denen

der hölzerne Bock, der die Saiten hält, aufgestellt ist. Es sind
zwei Saiten aufgezogen, eine Diskautsaite, die aus drei, und eine

Basssaite, die aus sechs Pferdehaaren besteht. Gespielt wird das

Instrument mit einem Bogen, der die Form eines kleinen Bo-
gens hat, mit dem die Kinder Holzpfeile schleudern. Auf dem

Bogen sind natürlich auch Pferdehaare gespannt. Der Tjatta-

gan ist ein über 1 Arschin langer und 3 — 4 Werschok breiter
flacher Kasten mit doppeltem Boden, der meist aus Tannen- oder

Cedernholz verfertigt ist. Auf diesem Kasten sind der Länge

nach sechs Saiten ausgespannt, die eine verschiedenartige Dicke
haben. Unter jede einzelne Saite wird ein Bock gestellt, der

nach dem Aufspannen der Saite so geschoben wird, dass die

kürzere rechte Hälfte der Saiten als Diskant, die linke Hälfte
als Bass gestimmt ist. Der Spieler sitzt vor dem Tjattagan und

spielt mit der rechten Hand die Melodie auf der Diskanthälfte, mit der linken Hand die Begleitung auf der Basshälfte. Ich habe auf diesem Instrumente recht geschickt spielen hören und das Spiel würde, glaube ich, recht angenehm geklungen haben, wenn das Instrument einen besseren Ton gehabt hätte.

Hier einige Nachrichten über die Verwaltung der Abakan-Tataren, die ich den Angaben des Fürsten Kastrow entlehne:

Officiell werden die Abakan-Tataren zu den nomadisirenden Stämmen gerechnet, d. h. zu solchen, die, obgleich sie feste Wohn-

sitze haben, wenigstens einen Theil des Jahres nicht in ihren Dörfern leben. Jeder Stamm der Abakan-Tataren wird von einem Baschlyk verwaltet, dem ein Jessaul zur Seite steht. Früher war die Baschlykwürde erblich, jetzt aber wird der Baschlyk auf mehrere Jahre vom Volke gewählt. Der Jessaul scheint auch in früherer Zeit gewählt worden zu sein. Der Baschlyk ist eine Art Vorsteher und Vertreter des ganzen Geschlechtes, daher hat er für das Wohlergehen und Gedeihen des ganzen Geschlechtes zu sorgen. Officiell ist seine Thätigkeit ungefähr dieselbe wie