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0444 Aus Siberien : vol.1
Aus Siberien : vol.1 / Page 444 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000224
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zusammenzuhalten, d. h. wenn die ganze Horde sich in ein Heer verwandelt, wie dies bei den Horden Tschingis Chans stattgefunden. Dies war aber keineswegs bei den Kirgisen-Horden der letzten zwei Jahrhunderte der Fall. Hier fühlte sich jeder Stamm in der Heimath und wünschte daselbst einen möglichst grossen Wohlstand zu erreichen; so griff er nur dann zu den Waffen, wenn die Verhältnisse seines Besitzstandes ihn dazu veranlassten oder wenn die politischen Verhältnisse der Nachbarn ihm einen schnellen Erwerb bedeutender Reichthümer verhiessen. Ein so wildes Umherwandern in den unabsehbaren Steppen, eine solche Reihe von Kämpfen und Aufständen, wie die Geschichte der Kirgisen im Laufe der vorigen Jahrhunderte nachweist, würde jedes angesiedelte Volk vollkommen zu Grunde gerichtet haben; für die Nomaden hingegen war es eine Zeit des Glückes, denn gerade unter diesen Verhältnissen nahmen der Reichthum und das Ansehen der Kirgisen zu. Seit aber Ruhe und Frieden in der Kirgisen-Steppe eingezogen sind, lässt sich ein steter Rückgang in dem Wohlstande der Kirgisen-Stämme nachweisen, der in gleichem Maasse mit dem Fortschreiten der Ordnung zunimmt. Es wird die Aufgabe der folgenden Zeilen sein, diese auffällige Erscheinung zu erklären., denn sie ist offenbar die Folge des Nomadenlebens, das ich hier zu schildern habe.

Obgleich die Kasak-Kirgisen, welche die weite Steppe bewohnen, sprachlich ein so ungetheiltes Ganze bilden, dass wir kaum von Dialektunterschieden zwischen der Sprache der Kirgisen am Kaspischen Meere und am oberen Irtisch reden können, obgleich die Gleichheit ihrer Sitten, Gewohnheiten, Lebensweise, ihres Charakters überall uns in auffallender Weise entgegentritt, und überall das gleiche Volksbewusstsein, zu dem Volke der Kasak zu gehören und Stammbrüder dieses weit verzweigten Volkes zu sein, sie scharf von allen anderen Türkvölkern scheidet, so zeigt uns dennoch das Aeussere der Kasak-Kirgisen, dass dieses Volk ein Gemisch aus Völkern von mongolischer und kaukasischer Gesichtsbildung ist. Die Mehrzahl der kirgisischen Physiognomieen zeigt überall starke Spuren der mongolischen Gesichtsbildung. Dies erklärt uns Lewschin dadurch, dass die Kirgisen sich seit Jahrhunderten bemüht haben, kalmückische Weiber zu nehmen, besonders sei dies im vorigen Jahrhundert mach der Vernichtung der von der Wolga zurückkehrenden Tur-