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0446 Aus Siberien : vol.1
Aus Siberien : vol.1 / Page 446 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000224
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Den von Lewschin angeführten Unterschied zwischen dem Typus der Frauen und Männer habe ich in den östlichen Theilen der Steppe nirgends bemerkt. Bei den Frauen finden wir gerade wie bei den Männern zwei verschiedene Typen. Was die Gesichter der Frauen betrifft, so sind sie, wenn bei ihnen der mongolische Typus nicht zu scharf ausgeprägt ist, meist in der .Tugend durchaus nicht hässlich zu nennen, besonders machen die Mädchen von 16-20 Jahren einen recht angenehmen Eindruck; nicht übel sind auch die jungen Frauen bis 25 Jahren, später aber werden die Gesichter meist abschreckend hässlich; gut aussehende Matronen habe ich selten angetroffen. Die Frauen sind weniger zur Leibesfülle geneigt als die Männer.

Kranke und Sieche findet man selten unter den Kirgisen, überhaupt sollen, dank der gesunden Nahrung und dem Leben in frischer Luft, bei ihnen nur wenige Krankheiten herrschen, die einzigen gefährlichen Feinde sind die Pocken und die Syphilis, aber auch diese sind im Allgemeinen nicht gefährlich, da , sobald die Pocken irgendwo ausbrechen, die Jurten den Ort verlassen und nur die Familien, in denen Kranke sind, zurückbleiben. Was die Syphilis betrifft, so werden die an dieser Krankheit darniederliegenden Familienmitglieder in einer eigenen, von den übrigen getrennten Jurte untergebracht und ihnen Speise und Trank geliefert, aber jeder Verkehr mit ihnen unterbrochen, so dass eine Ansteckung ganz unmöglich ist.

Todesfälle kommen nur sehr häufig bei kleinen Kindern vor, weil die schwächeren derselben wahrscheinlich die Einwirkung des rauhen Klimas nicht zu ertragen vermögen. Viele Kirgisen erreichen ein hohes Alter; ich habe an manchen Orten Leute angetroffen, die das achtzigste Jahr überschritten hatten. Hundertjährige Greise sollen nicht zu den Seltenheiten gehören.

In ihrem Gange sind die Kirgisen, wie jedes echte Reitervolk, plump und unbeholfen, wozu zum Theil auch nicht wenig ihr unbeholfenes Schuhwerk beiträgt; zu Pferde sind sie gewandt, riihrig und ausdauernd. Die kirgisischen Frauen, besonders die jiingeren, haben hingegen einen leichten, wiegenden Gang.

Von den Sinnen der Kirgisen ist das Gesicht besonders scharf entwickelt, das ist auch durchaus nicht wunderbar. Der Kirgise lebt meist in weiter, freier Steppe und kann sich daher von Jugend auf in der Fernsicht üben. Mehr als einmal habe ich bewundern können, wie meine Begleiter von weiter Entfer-