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0448 Aus Siberien : vol.1
Aus Siberien : vol.1 / Page 448 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000224
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Viel weniger entwickelt als das Gesicht sind der Geruch und der Geschmack, obgleich die Kirgisen auch hierin weit vorgeschrittener sind als die Altajer.

Die Kirgisen sind ein echtes Nomadenvolk, das mit seinen Heerden während des Kreislaufes des Jahres in den Steppen umherzieht und stets da seinen Wohnsitz aufschlägt, wo es Nahrung für seine Heerden findet. Sitten, Gewohnheiten, Denkungsweise, mit einem Worte das ganze Lebeii und Treiben der Kirgisen stehen mit diesem Umherziehen des Viehes wegen im engsten Zusammenhange, ich kann also nur dann auf alle diese Verhältnisse eingehen, wenn wir das Nomadisiren und die Viehzucht der Kirgisen kennen gelernt haben.

Man denke sich nun dieses Nomadisiren nicht als ein planloses Umherirren durch die weiten Steppen. Planlos ziehen nur die Jägerfamilien in den Tundern und Wäldern des nördlichen Sibirien umher, sie verweilen nur an denjenigen Orten, wo der Zufall ihnen eine grössere Jagdbeute gewährte, die ihnen erlaubt eine zeitlang ihr Leben in Ruhe zubringen zu können.. Die Wege, auf denen diese Jägerfamilien umherziehen, hängen also nicht von deren eigenem Ermessen ab. Daher kann ein Land nur eine äusserst dünne Jägerbevölkerung ernähren. Steigt die Bevölkerungsziffer eines Jagdterrains, so muss das Volk denn Zufall der Jagdbeute zu regeln suchen, indem es sich Heerden des Wildes (Rennthiere) hält, mit denen es nun im Walde oder in den Tundern umherzieht. Der Rennthierbesitzer muss aber bei seinem Umherziehen schon Rücksichten auf seinen Viehstand nehmen und kann natürlich nur solche Wege einschlagen, auf denen seiner Heerde kein Schaden geschieht. Bei einem Volke aber, das einen so bedeutenden Viehstand hält wie die Kirgisen, ist an ein planloses Umherziehen gar nicht zu denken. Jeder Viehzüchter muss natürlich hauptsächlich darauf bedacht sein, dass er diejenigen Plätze aufsucht, die für seinen Viehstand die möglichst vortheilhaften sind. Da stossen natürlich die Interessen der Nachbarn aufeinander, wie uns dies ja schon in der Genesis zwischen den Knechten Abrahams und Lotts geschildert wird. Es tritt also hier eine bestimmte Eintheilung des Landes ein; ein Stamm oder eine Stammabtheilung betrachtet einen gewissen Landstrich als sein Eigentlium und duldet. das Eindringen von Nachbarn in sein Gebiet nicht. Die Stammabtheilung besteht nun wieder aus Geschlechtern und diese aus: