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0454 Aus Siberien : vol.1
Aus Siberien : vol.1 / Page 454 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000224
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die verdeckten Schluchten und Thalrinnen, wo die Wonne nicht den reichen Graswuchs vernichtet hat.

Das Vieh ist, wie uns schon diese kurze Uebersicht der I Nomadenzüge der Kirgisen beweist, Lebensbedingung des Steppen- j bewohners, es ist sein einziges Existenzmittel und sein Verlust j setzt ihn dem Hungertode aus. Er bezeichnet das Vieh mit dem j allgemeinen Namen „mal" (einem arabischen Worte, das eigent- i lich „Besitz" bedeutet). Wie hoch er selbst das Vieh stellt, beweist der Umstand, dass er bei der Begrüssungsformel stets die Frage „mal dschanyng amanna" (sind dein Vieh und deine Leute gesund?") gerade in dieser Ordnung richtet, d. h. sich zuerst nach dem Wohlergehen des Viehes und dann nach dem der Leute erkundigt.

Das Vieh, das der Kirgise züchtet, zerfällt in fünf Gattungen : 1; Schafe, Ziegen, Rinder, Pferde und Kameele. Im Allgemeinen hält der Kirgise mehr Schafe. und Ziegen als Rinder. Wenn auch hier f~ sehr viel von der Oertlichkeit abhängt, so werden im Akmolinschen Kreise mehr Schafe gehalten, im Karkaralinschen Kreise mehr h Rindvieh, ebenso im nördliсhen Theile des Seшipalatinskischen a1 Kreises und in der Kulunda, während in dem südlichen Theile 1& der östlichen Steppe mehr Schafe und im Gebirge mehr Ziegen it gezüchtet werden. Die Kameelzucht wird überall nur in sehr geringem Maasse betrieben, während die Pferdezucht durchweg weit mehr verbreitet als dem Züchter nutzbringend ist, ein Umstand, welcher sich nur so erklhiren lässt, dass das Aufziehen der Pferde diesem echten Reitervolke ein inneres Bedürfnis ist.

Betrachten wir jetzt die einzelnen von den Kirgisen gezüchteten Hausthiere näher.

I. Das Schaf.

In der ganzen Ausdehnung der kirgisischen Steppe wird nur eine Art von Schafen gezüchtet, das ist das Schaf mit dem Fettsteisse (ovis steatopyga Turcomaniensis). Von den Kirgisen wird es mit Stolz „kasak-koi", d. h. das kirgisische Schaf, genannt, zum Unterschiede von dem russischen und kalmückischen Schafe, die den Kirgisen auch wohl bekannt sind. An Grösse übertrifft es bei weitem das russische Schaf, denn es erreicht meist eine Höhe von 1 Arschin und eine Länge von 11/2 Arschin. Das kirgisische Schaf ist stark gebaut und sehr fleischig, es ist aber mit einer sehr harten Wolle bedeckt, so dass Pelze aus