National Institute of Informatics - Digital Silk Road Project
Digital Archive of Toyo Bunko Rare Books

> > > >
Color New!IIIF Color HighRes Gray HighRes PDF   Japanese English
0455 Aus Siberien : vol.1
Aus Siberien : vol.1 / Page 455 (Color Image)

New!Citation Information

doi: 10.20676/00000224
Citation Format: Chicago | APA | Harvard | IEEE

OCR Text

 

— 421 —

kirgisischen Schaffellen nicht beliebt sind. Diese Schafe sind meist von . braungelber Farbe, doch giebt es auch viele weisse Schafe, schwarze sind sehr selten. In der Form des Kopfes unterscheidet sich das kirgisische von dem russischen Schafe dadurch, dass sein Nasenbein bedeutend mehr, fast hakenförmig, gekrümmt (ramsnasig) und weit schmäler ist als bei Letzterem. Nach den Ohren unterscheidet der Kirgise zwei Hauptarten: 1. die Schlappohre (salpang kulak) mit etwa drei Finger breiten und zwei Werschok langen, schlaff herabhängenden Ohren ; 2. die Straffohre (dschetiä kulak) mit etwas zusammengedrehten, etwa ein Werschok langen, stehenden Ohren; diese beiden Arten sind allgemein verbreitet; eine dritte Art, die Ohrlosen (kuldur schulak koi) sind viel seltener.

Das charakteristische Merkmal des kirgisischen Schafes ist der Fettschwanz (kuiruk). Er ist von frühester Jugend an ausgeprägt und besteht aus zwei dicken Fettwülsten, die durch den Schwanzwirbel (kuimschak suök) von einander getrennt sind. Dieser Fettschwanz ist meist bei ausgewachsenen Schafen von bedeutendem Umfange und oft bis zu einem Pud schwer. Einen solchen Schwanz vermag das Thier nicht mehr zu tragen, sondern schleppt ihn mit eingeknickten Hinterbeinen mühsam auf der Erde nach. Die Kirgisen nennen dies: „kai kuirugun schaulanady". Dann kommt der Mensch dem armen Thiere zu Hilfe und befestigt unter dem Sehwanze ein Gestell mit zwei Rädern, mit dem sich das Thier leichter, wenn auch noch immer unbeholfen, fortbewegt. Der Fettansatz von einem Pud Gewicht ist in der That ganz unverhältnissmässig, wenn man bedenkt, dass ein kirgisisches Schaf wohl nie über 50 Pfund Fleisch liefert.

Wenn Herr Banian sagt, dass die Fettklumpen der schwanzlosen Schafe verschwinden, sobald diese durch den russischen К tu-fer aus dem Kirgisenlande in das ihrige versetzt werden, so ist dies ein Irrthum. Die Kirgisenschafe verlieren ebenso wenig in anderen Ländern ihren Fettschwanz, wie andere Schafarten im Kirgisenlande einen Fettschwanz erhalten. In der kulundinischen

Steppe leben kirgisische Schafe mit russischen zusammen. Sind bei der Heerde russische Widder, so nimmt bei den neugeborenen Schafen der Fettschwanz ab, verliert sich aber erst gänzlich in der dritten Generation. Sind aber bei der Heerde kirgisische Widder, so entstehen allmählich Fettschwänze. Ebenso hatte ich Gelegenheit, an den Ufern des Issik-köl zu beobachten, dass auch