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0456 Aus Siberien : vol.1
Aus Siberien : vol.1 / Page 456 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000224
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dort das mongolische Schaf neben dem kirgisischen unter denselben Bedingungen jedes in seiner Art fortbesteht.

Dass die kirgisische Schafgattung sich aber nicht nach Russland verbreitet, hat allein darin seinen Grund, dass aus der Steppe nur Schafe und Hammel als Schlachtvieh eingeführt werden, aber nie Schafböcke, da sich schwerlich Jemand bemüht, das hartwollige kirgisische Schaf zu züchten.

Das Schaf heisst kirgisisch „koi", der Schafbock „koschkar", das Mutterschaf „to koi" (Gebär-Schaf), der Haninel „erkäk koi" (männliches Schaf). Das neugeborene Lamm heisst „kost'" ; es wird gewöhnlich im März geboren. Das Werfen der Lämmer heisst ,.koi kosdaidy". Wirft das Schaf zu früh (im Februar) oder zu spät (im Mai oder Juni) so sagt man „koi aramsa kosdady" (das Schaf hat fehlerhaft geworfen). Vom Herbste bis zum Frühlinge, d. h. in der zweiten Hälfte des ersten Jahres und allenfalls auch in den ersten Monaten des zweiten Jahres heisst das Lamm „toktu"; im zweiten Jahre wird es aber „sek koi", im dritten „kunan koi", im vierten ,. dönön koi", im fünften „bestä koi" genannt.. Einen Schafbock kastriren heisst ,.koidu tar-typ dschibarüdi". Das Bespringen des Schafbockes heisst „koschkar koidu kaschyrady" (der Bock treibt das Schaf). Beim Handel mit Mutterschafen bestimmt man das Alter nach den geworfenen Lämmern. So heisst ein vierjähriges Mutterschaf „lisch kosdagan koi" (ein Schaf, das drei Mal geworfen), ein fünfjähriges hingegen „tört kosdagan koi" (ein Schaf, das vier Mal geworfen hat).

Die Schafe werden heerdenweise gehiitet, bei Reichen oft in mehreren Heerden, da bei ihnen die Zahl oft mehrere Tausende beträgt. Arme eines Aules thun sich zusammen und lassen ihre Schafe gemeinschaftlich hüten. Bei weniger reichen Kirgisen werden Schafe und Ziegen zusammen auf die Weide getrieben. Die Schafhirten (koischu) sind meist Knaben; es werden zu diesem Geschäfte verarmte Waisen gemiethet; daher kommt es auch, dass in allen kirgisischen Märchen der Schafhirt „taschscha" (Grindkopf) genannt wird, da die Grindköpfe bei den Armen aus Mangel an Pflege des eigenen Körpers oft vorkommen. Uebrigens spielt in kirgisischen Märchen der Schafhirt meist eine bedeutende Rolle und gelangt oft zu hoher Stellung, gerade wie im deutschen Märchen oft das Gänsemädchen oder der Schweinehirt.

Der Schafhirt sattelt einen jungen 2-4jährigen Ochsen