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0464 Aus Siberien : vol.1
Aus Siberien : vol.1 / Page 464 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000224
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als Beleidigung für den Wirth und den Geber, wenn der Empfänger die Gabe nicht sogleich hinunterschluckt sondern die Finger zu Hülfe nimmt. Waren die Stücke etwas gross, so ist das Hinunterschlucken nicht so leicht und der durch die Etikette Gemarterte wiirgt häufig vergebens, sein Gesicht unterläuft blauroth und er droht zu ersticken. Da helfen die Nachbarn dem Armen; der eine ruft ängstlich „kak! kak!" (schlage! schlage !), einige andere stossen den Unglücklichen stark mit der Faust in den Rücken, bis das Fleisch glücklich in den Magen gelangt ist. Wie in Schweiss gebadet, ruht der Arme dann nach dem Wohlgenusse aus. Bei Gelegenheit des Bes-barmak ist das kirgisische Gesetz zu erwähnen, des Inhalts dass, wenn der Geber mehr als drei Stücke oder einen Knochen verabreicht hat und der arme Empfänger erstickt, der Erstere den vollen „kun" (Strafgeld für Todtschlag) bezahlen muss. Hat er aber nur drei Stücke gegeben und mögen sie noch so gross gewesen sein, so zahlt er Dii im Falle des Erstickens kein Strafgeld.

Die Kirgisen sind Meister im Kochen des Schaffleisches; ich habe nie so wohlschmeckendes Kochfleisch gegessen als bei ihnen. Ich lernte in Taschkend einen Gouverneur kennen, der le Sich ausser seinem russischen auch einen kirgisischen Koch hielt, '

welcher ihm jeden Mittag nach der Suppe als zweites Gericht âc auf kirgisische Art geschlachtetes Schaffleisch bereiten musste.

Nach dem Fleische wird die eingekochte Brühe (sorpa) in einer Holzschüssel herumgereicht und von jedem Anwesenden 16 einige Schlucke getrunken.

Die Leber und etwas vom dicken Fleische werden fein ge- âe schnitten und mit Stücken Schwanzfett gebraten. Dieses Gericht iv heisst kûrdak und wird nach der Sorpa gereicht. Das Brust- `d stück (töstük) wird am hellen Feuer an Stöcken gebraten und i~ gilt als ein besonderer Leckerbissen.

Nach dem Mahle wischt jeder der Anwesenden sich das Fett ј von den Fingern an die Stiefelschäfte, danach wird das Dschauluk, ein Handtuch aus weissen Leinen, das aber von Fett starrt, herumgereicht und zuletzt wäscht man sich Mund und Hände mit I Wasser. Nach dem Mahle halten Alle die zusammengelegten !ј Hände horizontal vor die Brust und der Gast spricht den Segen für den Hausherrn, der mit dem Allah ekbär (Gott ist gross) und si mit Bartstreichen endet. Hier einige Beispiele solcher Segens-spräche (bata).