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0471 Aus Siberien : vol.1
Aus Siberien : vol.1 / Page 471 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000224
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kuh lässt sich nun ohne Beschwerde melken. Sobald etwa drei Viertel ausgemolken, lässt man das Kalb wiederum zur Mutter und nun saugt es den Milchrest aus. Danach werden die Kälber wieder angebunden und die Kühe gehen nun selbst auf die naheliegenden Weiden. Erst nachdem die Kühe sich entfernt, bindet man die Kälber wieder los und lässt sie frei bei den Jurten grasen. Gegen Abend hin werden sie wiederum angebunden, bis die Kühe zu den Jurten zurückkehren, um ihre Kälber aufzusuchen. Alsdann geht die Melkerei gerade wie am Morgen von statten. Dadurch, dass man die Kühe nur mit ihren Kälbern melkt, bewirkt man, dass die Kühe sich nicht weit von dem Aule entfernen, von selbst regelmässig zu den Jurten zurückkehren und die Nichte bei denselben verbleiben. Die Kirgisen behaupten aber, dass ihre Kühe nie Milch geben, wenn das Kalb nicht mit dem Saugen beginnt und beim Melken neben der Mutter steht.

Die Ochsen werden, wie schon gesagt, abgesondert von den Kühen gehütet. Bei ihnen ist stets ein Hirt, der dafür sorgt, dass sie an einer Stelle verbleiben. Sie weiden nur in der Nähe der Jurten und werden nie zu diesen zurückgetrieben.

Den Winter wie auch den Sommer müssen Kühe und Ochsen ihr Futter selbst auf der Steppe suchen, nur für die im Herbste geborenen Kälber (kendshä busau) wird Heu gestellt.

Gemolken werden die Kühe nur im Sommer und zwar täglich zwei Mal, Abends und Morgens. Diese Melkperiode dauert etwa 6 Monate lang vom Frühling bis in den Spätherbst. Eine Kuh giebt nach Abzug der jedesmal vorn Kalbe getrunkenen noch etwa 21/2 Quart Milch täglich. Im TVinter werden nur die im Frühling unfruchtbar gebliebenen Küi e (kyssyr sïr), die erst im Herbste Kälber geworfen haben, gemolken; diese Kiihe werden, wie das Kleinvieh, im Winter mit Heu gefüttert, sie geben aber trotzdem meist nur 11/2 Quart Milch täglich.

Das Rindvieh dient bei den Kirgisen auch als Reitthier, aber nur bei Besorgung häuslicher Angelegenheiten. Kinder und Knaben besteigen die Rinder, wenn sie in der Nähe der Jurten Aufträge ausführen sollen, ebenso auch die Schafhirten. Die Kühe werden nur im zweiten und dritten Jahre geritten, die Ochsen auch später. Die erwachsenen Ochsen werden beim Jurtenzuge (kösсh) als Lastthiere benutzt. Man sattelt sie dann mit Packsätteln wie die Pferde. Sie tragen Lasten bis zu 10 Pud.