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0477 Aus Siberien : vol.1
Aus Siberien : vol.1 / Page 477 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000224
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Die eine von ihnen, auf welche sich das so eben beschriebene Aeussere speciell bezieht, ist die weit vorherrschende und stellt das ursprüngliche oder eigentliche Kirgisenpferd vor. Das Aussehen der anderen Race der gegenwärtigen Kirgisenpferde stimmt mit demjenigen der Kalmückenpferde des Altai überein. Nach Kalning erklären die Kirgisen das Auftreten des altajischen Pferdes in der Kirgisensteppe folgendermassen : Vor Zeiten haben die Kalmücken noch von Semipalatinsk bis Orsk nomadisirt. Im vorigen Jahrhundert sind die Kirgisen von Süden gekommen, haben die Kaimücken geschlagen, aus der genannten Gegend verdrängt und von ihnen ihre schönen Pferde erbeutet. — Gegenwärtig trifft man das altajische Pferd in der Kirgisensteppe nicht in besonders grosser Zahl und nur bei reichen Kirgisen oder bei Abkömmlingen früherer Sultane, welche sie in besonderen Tabunen (Heerden) halten und rein züchten. Der Kirgise schätzt diese Pferde besonders wegen ihrer schönen Körperformen und Leistungen , und bezahlt für ein solches viel mehr, als für ein gewöhnliches Kirgisenpferd.

Das Kirgisenpferd zeichnet sich durch Ausdauer aus, sucht, wie alles Vieh der Kirgisen, seine Nahrung selbst und ist daher im Futter wenig wählerisch, vermag auch lange den Hunger zu ertragen, ohne zu ermatten. Es ist ein echtes Steppenpferd, wild und feurig, dabei aber nicht so böswillig wie das Mongolenpferd, bleibt aber sein Lebelang tückisch und eigensinnig. Ausser dem Kirgisenpferde findet man bei den Kirgisen der Südsteppe noch vereinzelt arabische Racepferde von hoher Statur und sehr schönem Кörperbau, die Argymak genannt werden, es sind meist Hengste und Walachen. Alle Argymak werden als Reitpferde reicher Leute gehalten und im Winter mit Heu gefüttert. Da einzelne Stuten mit diesen Racehengsten belegt werden, so kommen in den Heerden der reichen Kirgisen schon viele hohe Pferde einer Mischrace vor.

Für den Kirgisen ist das Pferd der Inbegriff aller Schönheit, die Perle des Viehes. Er liebt sein Pferd mehr als seine Geliebte, und schöne Pferde verleiten oft den ehrlichen Mann zum Diebstahl. Pferdediebstahl wird wie eine Art Heldenthat betrachtet, während der Diebstahl anderen Viehes nur Verachtung erweckt. Sehr ungern überlässt der Kirgise sein Reitpferd Anderen zum Gebrauche.

Seine Achtung vor dem Pferde drückt der Kirgise schon