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0478 Aus Siberien : vol.1
Aus Siberien : vol.1 / Page 478 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000224
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durch den Namen aus, den er dem Pferde beilegt. Er nennt es nämlich kurzweg „mal", d. h. Vieh, denn es ist für ihn der Inbegriff alles Viehes. Das kirgisische Pferd lebt in der Freiheit heerdenweise (ürlü mal). Die Pferde als Heerde heissen jylky oder , jylky mal. Die einzelnen Pferdeheerden weiden abgesondert, und das Haupt der Heerde, der Hengst, erlaubt den benachbarten Familien nicht, sich mit der seinen zu vermischen. Eine jede Heerde (Familie = iiг) besteht bei dem besten Gedeihen aus 50, mindestens aber aus 15 Köpfen. „Bei Reichen wächst das Pferd glücklicher als bei Armen", sagt das kirgisische Sprichwort. Gewöhnlich besteht eine Pferdefamilie aus einem Hengste (aigyr), dem Hüter und Herrn der Familie, neun Mutterstuten (biä), neun eben geborenen Füllen (ktiluог, im Winter schon jabaga genannt), acht Füllen im zweiten Jahre (tai), 5—S dreijährigen Füllen (kunan), 5 bis 6 vierjährigen Füllen (dönön) und einigen älteren Walathen (at) (fünfjährig bestci at, sechsjährig altyda at). Die Stute heisst bis zu der Zeit, wo sie Füllen geworfen, boidak baital oder kurz baital. Im vierten und fünften Jahre heissen die Stuten-Füllen kюгnoslayn und nösJјün baital denn die Stute wirft erst im fünften Jahre (bestässindä kulundaidy). Ein guter Hengst macht bis neun Stuten trächtig, ein schlechter nur fünf bis sechs. Die Stuten werfen die Füllen im März; eine Stute, die bis zum Sommer nicht geworfen hat, heisst kyssyr bid, ist sie ganz unfruchtbar, so heisst sie tic bid. Der Hengst bespringt (kaschyrady) die Stute erst im fünften Jahre, daher werden auch die Hengste erst im fünften Jahre kastrirt. Bei der Auswahl eines Zuchthengstes sieht man nur auf die Natur und den Bau, aber nicht auf die Farbe, daher kommt es, dass bei den Kirgisen die wunderlichsten Pferdefarben vorkommen und besonders viele Schecken.

Der Hengst ist der Hüter und Beschützer der Heerde. Er schützt die Heerde vor dem Angriffe wilder Thiere. Ein tüchtiger Hengst lässt sich vom Wolfe kein Füllen entreissen; er

duldet bei sich keinen Nebenbuhler und verjagt jeden Hengst, der seinen Stuten nahekommt. Treten die jungen Hengste in's

vierte Jahr, sо werden sie vom eigenen Vater so lange ge-

bissen, bis sie die Heerde verlassen. Die armen Verstossenen weiden dann allein in gemessener Entfernung von der eigenen

Heerde, bis sie der Besitzer zu einer anderen Heerde fügt. Ebenso bespringt der Hengst nie seine eigenen Füllen. Wird