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0481 Aus Siberien : vol.1
Aus Siberien : vol.1 / Page 481 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000224
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deshalb müssen sie im Laufe des Tages 6-7 Mal gemolken werden, doch giebt eine gute Stute während dieser Zeit nur ungefähr 2 Quart Milch, da das Füllen einen bedeutenden Theil selbst aussaugt. Das Melken der Stuten ist eine ziemlich schwierige Arbeit und wird, da Gefahr für den Melkenden vorhanden ist, stets von Männern ausgeführt. Auch darf man sich nicht der Melkeimer aus Holz (scheläk) bedienen, die leicht durch einen Hufschlag des Pferdes zertrümmert oder wenigstens umgeworfen werden können, sondern wendet Ledereimer (könök) an. Zum Melken sind wenigstens zwei Menschen nöthig, bei wilderen Stuten sogar drei. Zuerst koppelt man die Vorderfüsse der Stute mit der Koppel (tusak), dann legt ein Mann der Stute die Schlinge (kuruk) um den Hals und zieht dieselbe ziemlich fest. Nährend des Melkens muss er die Schlinge mit beiden Händen festhalten. Ist die Stute wild, so vermögen kaum zwei Männer die Schlinge festzuhalten. Der Melkende kniet links neben dem Bauche des Pferdes nieder und setzt den Melkeimer auf das linke Knie. Vor und nach dem Melken muss das Füllen zur Stute gelassen werden. Ist die Stute ausgemolken, so lässt man das Füllen einige Zeit neben der angebundenen Mutter grasen.

In dieser Weise werden die Stuten vier Monate gemolken und bleiben bis zum Herbst, wo das Gras gelb wird, bei der Jurte, dann kehren sie mit ihren Füllen zur Heerde zurück. Uebrigens werden alle Füllen bei weniger wohlhabenden Leuten während vier Monate bei der Jurte gelassen; reiche Kirgisen halten abwechselnd die zum Kumys nöthige Anzahl von Stuten bei der Jurte. Ist ein guter Winter, d. h. ein schneearmer, wo es den Pferden leicht wird, in der Nähe der Jurte genügendes Futter zu finden, so werden diejenigen Stuten, die im Herbste geworfen haben, auch im Winter bei der Jurte belassen und gemolken. Im Winter sammeln mehrere Jurten dann gemeinschaftlich die Stutenmilch.

Ausser den Stuten hält man noch eine Anzahl von Walachen als Reitpferde bei den Jurten. Dieselben werden meist an drei Füssen gekoppelt, damit es ihnen schwer wird, zu den Heerden zurückzukehren. Reichere Leute lassen die Reitpferde nur kurze Zeit bei der Jurte und wechseln selbige im Laufe des Jahres oftmals. Uebrigens halten auch sie ihr Lieblings-