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0486 Aus Siberien : vol.1
Aus Siberien : vol.1 / Page 486 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000224
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zu beiden -Seiten viereckige Lederstücke herab, damit die Hacken nicht die Seiten des Pferdes berühren können; diese heissen tebischz'. Ûeber das Sattelkissen wird meist ein Teppich geschnallt, der Riemen, mit dem dies geschieht, heisst pystan. Die Riemen, mit denen der Sattel festgehalten wird, sind : der Bauchriemen (ail), der Brustriemen (ömüldrück) und der Schwanzriemen (kuiskan). Am hinteren Holzrande des Sattels befinden sich zwei Paar feine Riemen zum Festbinden von Kleidungsstücken oder anderen Dingen, diese heissen kandslajga. Kleine Seitentaschen zum Aufbewahren von Provisionen, die noch quer über den Sattel gelegt werden, heissen ier korscliun.

Von den kirgisischen Sätteln sind die mit Silber beschlagenen die kostbarsten. Sie werden natürlich nur von Reichen gekauft. Das Reitzeug der Frauen ist meist reicher verziert als das der Männer. Die Zäume sind selbst bei ärmeren Frauen mit Silber ausgelegt. Beim Jurtenzuge sind die Schabracken der Frauensättel von rothem Tuche (kysyl manat) und mit Plüsch (makpal) besetzt; über dem Sattel ist ausserdem eine grosse Decke aus rothem Tuche (dshamdsha) gebreitet und vorn • vor dem Sattel liegt ein Mantelsack mit den besten Kleidungsstücken (bokscha), der ebenfalls mit rothem Tuche überzogen ist. Auf diesem Mantelsacke liegt bei den jüngeren Frauen während des .Turtenzuges die Wiege mit dem Säuglinge.

Für Kinder von zwei bis vier Jahren giebt es Kindersättel (bala aschamai), in denen das Kind festgebunden wird. Kinder, die älter sind als vier Jahre, reiten schon auf gewöhnlichen Sätteln. Die Kirgisen sind ein echtes Reitervolk, schon als Kinder wachsen sie mit den Füllen auf und leben bis zum Tode mit ihren Pferden. Was Wunder, wenn das Pferd bei allen Gelegenheiten eine wichtige Rolle spielt. Anstatt die Ausdrücke „links" und „rechts" zu gebrauchen, wendet der Kirgise den Ausdruck minär jak (d. h. die Seite, wo man aufsteigt) = „linke Seite" an, und anstatt „rechts" den Ausdruck kamsclьy jagy, d. h. die Seite, wo man die Knute hält. Bei jedem Lebensalter, bei jeder Familienfeierlichkeit spielt das Pferd seine Rolle, ja selbst bei dem Erinnerungsmahle wird das Andenken des Todten durch Wettrennen verherrlicht!

Das Pferd gilt dem Kirgisen als Ideal der Schönheit. Wenn die Braut in die Jurte des Bräutigams geführt wird, ruft der Sänger ihr zu: