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0505 Aus Siberien : vol.1
Aus Siberien : vol.1 / Page 505 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000224
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der Vertheilung und Behandlung der Heerden vom Hausherrn nach gewissen Grundsätzen gehandelt wird und dass die Leute stets beschäftigt sind. Bei den Heerden sind meist angestellte Hirten und diese werden einer Art Controlle unterworfen. Alles dies in seinen Einzelheiten darzulegen, hiesse den Leser unnütz langweilen.

Auch die Vertheilung der Arbeitszeit in der kirgisischen Jurte ist vollkommen dieselbe wie in der altajischen; das ist verständlich, da ja bei den Kirgisen die Kühe und Schafe ebenfalls bei den Jurten übernachten und vollkommen zu derselben Zeit gemolken werden. Ueber die Behandlung des Viehes und die јilchwirthschaft der Kirgisen habe ich schon vorher genügend gesprochen. Ausser mit der Viehzucht beschäftigen sich die Kirgisen noch mit dem Ackerbau und zwar in einer viel ausgedehnteren Weise als die Bewohner des Altai. So treffen wir an allen irgendwie zum Ackerbau passenden Stellen der ganzen Steppe übеrаll von den Kirgisen bebaute Aecker. Die Besorgung der Aecker wird gewissen Personen des Aules oder von reichen Leuten einigen von ihnen gemietheten Ackerbau-Familien überlassen. Diese Ackerbauer bleiben während des Sommers in der Nähe der Aecker wohnen und werden von dem herumziehenden Aule aus mit dem für ihren Unterhalt nöthigen Vieh versehen. Ausserdem wird ihnen wöchentlich noch Mundvorrath geschickt.

Die Aecker sind zum grössten Theil nicht von den Kirgisen selbst angelegt, sondern meistens sehr alten Ursprungs, die jetzt von den Kirgisen benutzt werden. Die Bearbeitung der Aecker ist in der Steppe insofern schwierig, als die Trocken-

heit und die Hitze eine ziemlich häufige künstliche Bewässerung erfordern. Es muss somit jeder Acker in der Weise angelegt werden, dass man die Möglichkeit hat, eine dem Terrain entsprechende Menge Wasser dorthin zu leiten. Dann muss ein Hauptkanal angelegt und unterhalten werden, der das Wasser aus der Ferne herleitet, und ausserdem sind noch Schutzwälle herzurichten, die einerseits den Acker vor Ueberschwemmung schützen, andererseits eine gleichmässige Wasservertheilung möglich machen. Da die Art der Wasservertheilung überall dieselbe ist, so will ich zur Veranschaulichung der Anlage der kirgisischen Aecker hier einen von Lewschin mitgetheilten Plan eines kirgisischen Ackers der westlichen Steppe abdrucken, der