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0511 Aus Siberien : vol.1
Aus Siberien : vol.1 / Page 511 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000224
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klärt schon hinlänglich, weshalb oigentlich nur der Reiche in der Kirgisensteppe sich mit Ackerbau beschäftigen kann.

Die Zeit der Bewässerung hängt natürlich ganz von den Umständen ab, da dabei das Wetter, die Oertlichkeit, das Klima und die Wassermenge in Betracht kommen.

In der nördlichen Steppe ist bei Lehmboden die Bewässerung in der Regel nur einmal im Jahre nothwendig, in der südlichen Steppe und bei sandigem Boden muss der Acker in trockenen Jahren während der ersten Monate wohl allwöchentlich bewässert werden.

Die Ackergeräthe der Kirgisen sind sehr primitiv. Die Pflüge bestehen aus einem ovalen Pflugeisen, an das eine Stange gesteckt ist. Man spannt vor den Pflug gewöhnlich zwei Thiere, d. h. Kameele, Ochsen oder Pferde. Arme Leute bearbeiten ihre Aecker mit der Hacke. Die Kirgisen machen die Pflugfurchen sehr wenig tief und sehr unregelmässig und säen das Getreide ungleichmässig aus. Ich habe selbst mehrmals gesehen, dass der Pflügende in einem Sacke Saatgetreide hatte und gleich beim Pflügen säete. Oft sollen sie sogar zuvor das Getreide aussäen und dann erst den Acker umpflügen. Anstatt der Eggen treiben die Kirgisen Pferde über den Acker, denen man mehrere Baumäste an den Schweif gebunden hat. Das Getreide schneiden sie mit kleinen Sicheln oder mit Messern ab. Das abgeschnittene Getreide wird auf festgetretenen ebenen Stellen ausgebreitet und dann dadurch ausgedroschen, dass man an Stricken gebundene Pferde oder Ochsen über die Tenne treibt.

Da die Bearbeitung des Ackers Arbeitskräfte während des ganzen Sommers erfordert und das Nomadisiren der betreffenden Arbeiter unmöglich macht, so kann die Bearbeitung meist nur von reicheren Leuten ausgeführt werden, die die Ernährung der Arbeiter von ihrem Viehüberflusse während des ganzen Sommers durchführen können.

Von Getreidearten habe ich in der mittleren Steppe zwischen Ajagus bis Kopal Weizen, Hirse und Erbsen angetroffen; in der nördlichen Steppe säet man auch vielfach Roggen, den die Kirgisen kök nnаisа (blaue Lanze) nennen. Bei Taschkend habe ich bei den Kirgisen selbst Reisbau vorgefunden. Dass der Ackerbau von reichen Leuten in bedeutendem Maasse betrieben wird, beweist mir die Angabe des Sultans Barak am Ajagus, der mir mittheilte, er habe 17 Säcke Weizen aussäen lassen

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