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0516 Aus Siberien : vol.1
Aus Siberien : vol.1 / Page 516 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000224
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Tütö in der nördlichen Steppe und beim Sultan Tesek bei der grossen Horde, habe ich solches mit Gold und Silber ciselirtes Pferdezeug von bewundernswürdiger Schönheit gesehen. Steigbügelränder, Sattelbeschlag und auch der Riemenschmuck auf dem Zaume, Brust- und Schwanzriemen waren mit feinen silbernen und goldenen Arabesken bedeckt. Das ciselirte Pferdezeug des Sultans Tesek wurde mir im Werthe von 200 Rubel angegeben. So schöne Ciselir - Arbeiten wie bei den Kasak - Kirgisen habe ich weder bei den schwarzen Kirgisen noch bei den Mongolen angetroffen.

Handarbeiten mit der Nadel, welche Kirgisinnen anfertigen, wie Stickereien auf Leder, Tuch und Filz, zeugen von grosser, Geschicklichkeit; diese Arbeiten werden aber von allen Kirgisinnen verfertigt, denen ihr Wohlstand Musse zu dergleichen Arbeiten lässt. Bei reicheren Kirgisen ist die Innenwand der Jurte reich mit dergleichen Stickereien versehen. Als Gewerbe werden diese weiblichen Handarbeiten wohl nie ausgeführt und die gefertigten Artikel kommen nirgends in den Handel.

Was die Kirgisen am Schärfsten. von den türkischen Nomaden des Altai unterscheidet und sie in ihrer ganzen Lebens-und Denkweise auf eine höhere Kulturstufe erhoben hat, ist die mohammedanische Religion, zu der die Kirgisen sich schon seit vielen Jahrhunderten bekennen. Grössere Ordnung in Kleidung und Hauseinrichtung, Reinlichkeit, geordnetere Familienverhältnisse und ein mehr ausgebildetes ethisches Bewusstsein sind unbedingt durch den Einfluss der mohammedanischen Religion eingedrungen. Es ist vielfach die falsche Ansicht verbreitet, als ob die Kirgisen erst in der letzten Zeit sich ganz zum Mohammedanismus bekehrt hätten und sogar jetzt noch fast Heiden seien. Die Kirgisen sind schon seit Jahrhunderten vollkommen zum Islam bekehrt und sind mit Recht als strenge, man möchte sogar sagen fanatische Mohammedaner zu bezeichnen, wenn auch natürlich der kirgisische Mohammedanismus eine eigenthiimliche Färbung angenommen hat, die durch die eigenartige Lebensweise der Steppennomaden veranlasst ist.

Streng hält der Kirgise an allen äusseren Satzungen des Islam. Die Beschneidung wird aufs Strengste durchgeführt, die Männer tragen stets einen glatt rasirten Kopf (die einzigen Ausnahmen machen die Baksa, auch lässt man bei sogenannten er/cu bala, den Lieblingssöhnen, bis zum zehnten Jahre zu beiden Sei-