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0517 Aus Siberien : vol.1
Aus Siberien : vol.1 / Page 517 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000224
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ten des Kopfes Haarbüschel wachsen), der Schnurrbart ist stets beschnitten und ausrasirt. Die G-ebetstunden werden im Allgemeinen streng eingehalten, wenn auch in der inneren Steppe häufig trockene Waschungen die vorgeschriebenen ersetzen. Die Todten werden streng nach mohammedanischem Ritus beerdigt. Dagegen ist man im Halten der Fasten weniger streng. Almosen und geistliche Abgaben reicht man nach Vorschrift des Korans. Ausserdem kennt man eine ganze Reihe von arabischen Formeln, die, wenn auch in verdorbener Form, als sehr heilig und glückbringend stets im Munde geführt werden. Diese Forderungen des Islams führt man, wie gesagt, streng aus, denn sie bereiten dem Menschen ein seliges Jenseits, den Eingang zu den Pforten des Paradieses, während jede Unterlassung die Qualen der Нёllе nach sich zieht.

Die benachbarten Mohammedaner tadeln die Kirgisen wegen der Unterlassung vieler Forderungen des Scheriat und wegen ihrer Unkenntniss der Glaubenssätze und nennen sie häufig Ка. fir (Ungläubige). Es ist wahr, dass sich bei den Kirgisen so manche heidnische Gebräuche erhalten haben, die dem wahren Mohammedaner ein Gräuel sind, und dass sie im Grunde recht wenig von den Lehren des Islams verstehen. So unterlassen junge Leute fast durchgängig, die Tagesgebete auszuführen. Ebenso nimmt man es mit dem Fasten nicht streng und betrachtet z. B. durchgängig das Schnupfen während des Fastens als erlaubt. Die Waschungen werden vielfach absichtlich unterlassen, da auch bei den Kirgisen noch der Aberglaube herrscht, dass das viele Waschen dem Gedeihen des Jungviehes Schaden bringe. Diejenigen, die die Tagesgebete halten, kennen oft nur die äusseren Ceremonien und sprechen statt der Gebetesworte oft unsinnige türkische Phrasen. Man schlachtet zwar das Vieh nach mohammedanischem Ritus, nimmt es aber dabei nicht so genau. Wenn ein Pferd gefallen ist, so führt der arme Kirgise oft längst nach dem Tode die Ceremonie des Schlachtens aus. überredet sich selbst, das Thier sei noch am Leben gewesen, und geniesst das Fleisch des gefallenen Thieres. Allgemein geschieht dies, wenn das Vieh bei ungünstigem Wetter im Frühjahre aus Mangel an Futter fällt. Dem Thiere werden ausserdem die Zähne nicht ausgeschlagen, wie es der mohammedanische Ritus verlangt, da das Ausschlagen der Zähne für das Jungvieh schädlich sein soll. Ja, man geniesst sogar das Blut, das beim Schlachten