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0534 Aus Siberien : vol.1
Aus Siberien : vol.1 / Page 534 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000224
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die Feuerstellen ausgräbt, auf die man die Kessel zum Fleisch-kochen stellt, versammeln sich nun die Verwandten und die Bewohner der nächsten Aule. Wir langten am zweiten Tage Abends an, an welchem man die zum Gastmahle nöthigen Thiere schlachtete und die Jurten für die am nächsten Tage eintreffenden Gäste aufstellte.

Wir fanden hier schon nahe an 100 Jurten für die Gäste aufgestellt und etwa 4-500 Menschen versammelt, die alle damit beschäftigt waren, die Jurten herzurichten und das Vieh zu schlachten. Die Jurten waren alle aus weissen Filzdecken und im Inneren mit gestickten Teppichen oder Filzen bedeckt; im Allgemeinen waren die Jurten leer, nur in einzelnen, die fйг die hohen Gäste hergerichtet waren, hatte man am Fussboden Teppiche ausgebreitet. Es wurde mir eine Jurte angewiesen, in der wir uns ganz häuslich einrichteten. Wir begaben uns zu den Schlachtstellen und fanden dort Berge von Fleisch bei den Kesseln aufgeschichtet. Es sollten hier im Ganzen 30 Pferde und 150 Schafe geschlachtet werden. Dieser Schlachtplatz bot ein buntes Bild ; an einigen Stellen wurden Thiere geschlachtet, an anderen war man mit dem Abhäuten beschäftigt oder zerlegte das Fleisch und häufte es in der Nä1ie der Kessel auf. Haufenweise um standen Zuschauer diese Schlachtstellen. Hunderte von Hunden schlichen umher, um einen Antheil an der Beute zu erhaschen. Eingeweide und schlechtere Stücke wurden sogleich an die Armen vertheilt, die mit ihren Schätzen beladen davonzogen.

Spät am Abende langten schon einige angesehene Gäste an, die mir noch ihren Besuch abstatteten. Der mit mir hier angekommene berühmte Sänger der Kara • Kirgisen pries nach einer Aufforderung die hohen Gäste in einem wohlgesetzten Lobliede und entzückte die Zuhörer, die hier fast alle der karakirgisischen Sprache mächtig sind, so sehr, dass der Sultan Adam Kul voller Freude seinen seidenen Schappan von den Schultern zog und ihn dem Sänger als Geschenk für das Loblied zuwarf. Erst spät in der Nacht verliessen die Gäste meine Jurte.

Am dritten Tage begannen früh vor Sonnenaufgang die Gäste einzutreffen. Sultan Tesek und Sultan Ali mit ihren Verwandten waren schon in der Nacht angekommen. Es strömten immer neue Sehaaren herbei, denn die Einladungen waren an beide Sultanschaften der grossen Horde und an das Geschlecht Bugu von den schwarzen Kirgisen ergangen. Bis Mittag hatten sich