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0551 Aus Siberien : vol.1
Aus Siberien : vol.1 / Page 551 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000224
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gegenüber beobachtend, bald aber rücken sie näher, und nun hat der Arme von der Zudringlichkeit der Gäste zu leiden, bis er endlich in Zorn geräth und den grössten Theil der Anwesenden geradezu aus dem Hause wirft. Das hilft aber nicht für lange Zeit, denn bald ist das Haus wieder voll, und das Hinauswerfen muss von Neuem vorgenommen werden. Besonders unangenehm ist die Zudringlichkeit der Kirgisen während des Essens. Sobald die Speisen aufgetragen werden, finden sich stets Gäste ein, die mit gierigen Blicken in die Teller schauen und irgend einen guten Bissen zu erhaschen suchen. Mein kirgisischer Diener Sapy, der mich während mehrerer Reisen durch die Steppe begleitete, reichte immer den Anwesenden einen Theil des Mahles, da er meinte, man würde sonst als geizig verschrieen, hauptsächlich aber deswegen, weil er durch diese Spenden uns unentgeltlich mit Kumys versorgte. Er wusste aber die Vertheilung so einzurichten, dass die Gäste stets dasjenige erhielten, was wir doch nicht gegessen hätten, d. h. Knorpel, Hautstücke, Fett u. s. w. Dagegen verstand er die als Besch-Baimak gereichte Ehrengabe stets geschickt durch Hinzufügung von Fett zu einem viel werthvolleren Bissen zu machen. Geniesst ein Reisender unbekannte oder seltene Speisen, so werden die Zuschauer stets um einen Theil bitten. Vor allem lieben sie Zucker und Zwieback. Um den ersteren wird man stets unter dem Vorwande angegangen , dass Zucker eine gute Medizin für Augenkrankheiten sei. Dann wird erzählt, man habe zu Hause eine Frau oder ein Kind, das stark an den Augen leide, deshalb bitte der Betreffende um ein Stück Zucker. Liebt man das Stück, so wird es sauber in einen Tuchzipfel eingebunden. Es dauert nicht lange, so holt der Beschenkte das Stück Zucker wieder hervor und beginnt es in unserer Gegenwart zu verzehren. Wie klein aber das Stück auch sein mag, stets wird er es noch in mehrere Theile zerlegen, uni seinen Nachbaren auch ein wenig von dem Hochgenusse zukommen zu lassen.

Besonders zudringlich sind oft junge verheirathete Frauen, wenn ihre Männer im Aule nicht zugegen sind, sie fallen dann durch ihre Bitten um Süssigkeiten und Leckerbissen lästig. Die Mädchen sind stets zurückhaltend.

Im Allgemeinen muss man aber sagen, dass die Zudringlichkeit der Kirgisen auf den Gast keinen unangenehmen Eindruck macht, man sieht, dass die Leute trotz ihrer Bärte und