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0554 Aus Siberien : vol.1
Aus Siberien : vol.1 / Page 554 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000224
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Schritt und Tritt hinters Licht geführt zu werden. Nun ich muss gestehen, dass dieser stete Kriegszustand auch gewissermassen seine Reize hat. In List und Schlauheit kommen den Kirgisen nur unsere sibirischen Kosaken gleich, die auch meist Begleiter der Reisenden sind; da muss man sich denn vorsehen, nicht aus der Scylla in die Charybdis zu gerathen.

Reiste man früher auf Podwody (d. h. auf pflichtmässig den Beamten gestellten Pferden), so hatte man nach allen Seiten scharf aufzupassen, dass einerseits der Kosak nicht zu viel Pferde forderte und dann sich durch Geschenke veranlassen liess, die Zahl derselben herunterzusetzen, dass aber auch andererseits die Kirgisen ihn nicht an falsche Heerden führten, um sich und ihren Stammesgenossen das Stellen der Pferde zu ersparen, und oft zu weiten Umwegen zwangen. Bald klagten die Kirgisen über die Kosaken, bald diese über die Kirgisen und eine richtige Entscheidung zu fällen, war nicht immer leicht. Trotzdem ich des Kirgisischen vollkommen mächtig war, konnte ich es doch nicht verhindern, dass die Packsäcke des mich begleitenden Kosaken sich stets mit Zwangs-Geschenken füllten. Es liesse sich leicht ein ganzes Buch mit Erzählungen füllen, das die gegenseitige Uebervortheilung von Kirgisen und Kosaken behandelt. Die auf der Poststation früher stationirten Kosaken bemühten sich auf alle Weise, Fleischvorräthe aus den KirgisenAulen herbeizuschaffen, während die Kirgisen ebenso darauf bedacht waren, Postpferde von den Kosakenstationen zu stehlen. Hier nur eine lustige Kosaken-Anecdote, die mir ein KosakenObrist erzählte:

„Ich war eben auf einer Station zwischen Kopal und Ajagus angelangt und hatte mich gemüthlich im Postzimmer eingerichtet, als mich ein Schelten und Schreien veranlasste, wieder in's Freie zu treten. Da sah ich vier Kirgisen zu Pferde, die den Kosaken die Spur eines gestohlenen Rindes zeigten, der sie gefolgt seien und zwar genau bis in den Hof der Station. Die Kirgisen hatten mich kaum erblickt, als ,sie sich an mich wandten und meinen Schutz gegen die Kosaken beanspruchten, die ihnen einen jungen Ochsen gestohlen hätten. Die Spur führe direkt in den Hof und das Thier müsse sich noch hier befinden. Die Kosaken leugneten, das Thier gesehen zu haben ; da aber die Spur deutlich zu sehen war, so erlaubte ich den Kirgisen, alle Räumlichkeiten der Station zu untersuchen; aber