National Institute of Informatics - Digital Silk Road Project
Digital Archive of Toyo Bunko Rare Books

> > > >
Color New!IIIF Color HighRes Gray HighRes PDF   Japanese English
0563 Aus Siberien : vol.1
Aus Siberien : vol.1 / Page 563 (Color Image)

New!Citation Information

doi: 10.20676/00000224
Citation Format: Chicago | APA | Harvard | IEEE

OCR Text

 

517

oder durch Erlangung von Kriegsbeute (wie zur Zeit der Kaimückenkriege) sahen, oder andererseits, so lange die Macht des Bans ihnen Schutz gegen den Ueberfall feindlicher Heere gewährte und ihren Besitzstand sicherte. Sо lange diese Vortheile augenscheinlich waren, ergaben sie sich der Nothwendigkeit, einem fremden Befehle zu gehorchen und die Kosten der Kannwürde zu tragen. Leuchtete dem Volke dieser Vortheil nicht mehr ein, so trennten sich sogleich die Stämme, Geschlechter und Geschlechtsabtheilungen in einzelne Gruppen, deren Bestreben es war, möglichst unabhängig von einander zu nomadisiren und ihren Viehstand zu unterhalten. Aber jede äussere Gefahr führte sogleich wieder zu einem neuen Stamm - Conglomerate, welches den zeitweiligen Umständen am besten zu entsprechen schien.

Unter derartigen Verhältnissen war und ist also eine feste Verwaltung und Gesellschaftseinrichtung eines so ausgeprägten Nomadenvolkes wie die Kirgisen gar nicht möglich gewesen, es ist und war ein steter Wechsel der Machtverhältnisse der Stämme, wie er zum Schutze und zur Erhaltung des Reichthums eines echten Nomadenvolkes nothwendig ist, und wie ihn der naturgemässe Ausgleich der Viehvertheilung im Umfange des ganzen Volkes unbedingt fordert. Dieser Zustand der Flüssigkeit ist meiner Ansicht nach die Hauptbedingung des Wohlstandes eines Nomadenvolkes. Da aber diese Flüssigkeit, wenn ich mich so ausdrücken darf, des socialen Zustandes der Nomaden bei jeder Berührung mit einem angesiedelten Volke zu einem unvermeidlichen Zusammenstosse führt, so sind die Nomaden stets bei angesiedelten Völkern als Räuber und Diebe verschrieen und ungern gesehene Nachbaren. Während der Nomade die Spur des ihm geraubten Eigenthums verfolgt und gleich die für die Verhältnisse n ithige Macht zur Erlangung seines Rechtes zusammenzubringen vermag, steht der angesiedelte Ackerbauer dem Nomaden gegenüber wehrlos da, das Geraubte wird aus seinem Gesichtskreise entfernt, und er hat keine Möglichkeit, es zu verfolgen. Führt die Spur des geraubten Viehes zu einem fremden Geschlechte, so treibt der Kirgise mit Hilfe seiner Geschlechtsabtheilung das geraubte Vieh von dem ersten Aule des Geschlechtes, dem der Dieb angehört, ein. Entweder wird nun die Forderung anerkannt und das Aul, das den Verlust erlitten, erhält von dem Diebe eine Recompensation, oder es entsteht ein Kriegszustand, wo beide feindlichen Geschlechter sich so lange Scha-