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0575 Aus Siberien : vol.1
Aus Siberien : vol.1 / Page 575 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000224
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liche Ceremonie sollen sie am Donnerstag vor neun Lichtern ausführen. Die Männer sollen manchmal Lampen bei heiligen Hainen anzünden, wo einst, der Volkssage nach, Heilige gelebt haben. Ferner theilte man mir bei den Bugu mit, dass in der dortigen Gegend drei Orte exsistiren, die 'die schwarzen Kirgisen für heilig halten: der Berg Küngrämän an der Schu-Quelle, der Berg Tschulpassa am Flusse Koi-su und der Berg Ala-BaschyAta am Tess. Alle diese Gebräuche sollen sogar von den Kasak der grossen Horde als Götzendienst verurtheilt werden, obgleich diese selbst nicht allzustrenge Mohammedaner sind.

Ich meinerseits kann nur sagen , dass die schwarzen Kirgisen sich für strenge Mohammedaner halten und sich scharf von den Kalmücken absondern, die sie als Ungläubige betrachten. Trotz ihrer geringen Kenntniss der Religion sind sie fanatischer Andersgläubigen gegenüber als die Kasak und ihre Sagen sprechen von Glaubenskämpfen. Dies mag zum Theil daher kommen, dass sie dicht neben den Ungläubigen wohnen.

Ihre religiösen Anschauungen giebt am besten eine Episode des Volksepos wieder, in der geschildert wird, wie der KalmückenFürst Alman Bet zum Islam übergeht:

Almau Bet trifft am Ufer des Issik Kul den dort jagenden göktschö und redet ihn mit kalmiickischein Grusse an. Köktschö sagt, er verstehe ihn nicht. Darauf erklärt Alman Bet seinen Gruss und fährt fort:

„Wenn wir diese Welt verlassen, Um zum Jenseits zu gelangen, Giebt es für uns einen Weg?" Darauf antwortete göktschö :

„Wenn den Schnurrbart du beschneidest, Wenn den Bart du wachsen lässt, Scheerst vom Haupte dir das Haar, Nimmst den Mützenknopf vorn Haupte. Von dem Freitag bis zum Freitag, Sind's im ganzen sieben Tage, Mit dem Freitag sind's acht Tage, Dann kommt man in's Paradies; Gott, der Herr, der Allerhabne, Lässt die Sonn' am Himmel glänzen, Lässt den Mond am Himmel glänzen, Lässt die Erde durch sie wärmen." Darauf sprach der Almau -Bet: „Wenn den Schnurrbart ich beschneide,

R a d l o f f, Aus Sibirien. I.

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