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0032 Aus Siberien : vol.2
Aus Siberien : vol.2 / Page 32 (Grayscale High Resolution Image)

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doi: 10.20676/00000224
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Urtext an, aber in so corrumpirter Form, dass das Verständnis an vielen Stellen vollkommen unmöglich ist, ausserdem ohne Uebersetzung. Da dies, wie gesagt, der einzige grössere derartige Text ist, so werde ich an der Hand dieser Aufzeichnung versuchen, die Ceremonien der Opferhandlung bei einem dem Ülgön gebrachten Opfer ausführlich zu beschreiben und die Texte der Beschwörungsformeln, so weit dies bei obigen Texten möglich ist, in ziemlich wörtlicher Uebersetzung an den betreffenden Stellen einfügen.

Die Ceremonien dieses grössten aller Opfer werden gewöhnlich auf drei Feierlichkeiten vertheilt, von denen jede . einen besonderen Abend in Anspruch nimmt.

Am ersten Abend, sobald die Sonne hinter den Bergen verschwunden ist, beginnt die Vorbereitung zum Opfer (Tailga), die Wahl der Opferstelle, das Aussuchen des Opferthieres aus der Heerde des Besitzers und die qualvolle Tödtung desselben.

Der Schaman selbst bestimmt die zum Opfern passendste Stelle in einem einsamen Birkenwäldchen. An der von ihm bezeichneten Stelle, die sich gewöhnlich in einer kleinen Lichtung befindet, wird nun unter Beihülfe aller Anwesenden eine ganz neue Jurte aufgestellt, die mit Filzdecken und Teppichen bedeckt wird. In der Mitte der Jurte stellt man eine junge, mit dichtem Grün belaubte Birke auf, deren Wipfel durch das Rauchloch hervorschaut. Die unteren Zweige dieser Birke werden dicht am Stamme abgeschnitten und an einem der oberen ein Stück Zeug befestigt, das gleich einer Fahne hérabhängt; in den Birkenstamm werden unten neun tiefe Kerbe mit dem Beile eingeschlagen, die so tief sind, dass man den Fuss hineinstellen kann und Stufen (tapty) heissen. Die Thür der zum Opfer aufgestellten Jurte ist stets nach Osten gekehrt. Vor der Thür . der Jurte wird aus Birkenrinde und in die Erde gesteckte Stöcke eine kleine Umzäunung hergerichtet, die eine Hürde für das Vieh vorstellen soll. Der der Jurtenthür zugekehrte Theil dieser Umzäunung wird offen gelassen und an der offenen Stelle ein Stab aus Birkenholz in die Erde gesteckt, an dessen oberem Ende sich eine Schlinge aus Pferdehaaren befindet..

Das dem Ülgön geweihte Opferthier muss ein Pferd von heller Haarfarbe sein. Hat der Schaman ein für das Opfer passendes Pferd gefunden, so wird demselben eine Holzschale auf den Rücken gestellt, dann versetzt man dem Thiere einen Schlag, dass es zur Seite springt und die Schale zu Boden fällt.