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0062 Aus Siberien : vol.2
Aus Siberien : vol.2 / Page 62 (Grayscale High Resolution Image)

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doi: 10.20676/00000224
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Weissagungen über Beständigkeit und Wechsel des Wetters, Missernte, Misswachs und ob Ülgön noch weitere Opfer, und was für welche er erwartet oder fordert. In Bezug der letzteren Forderung giebt der Schaman stets gute Auskunft und bezeichnet oft diesen oder jenen Nachbar,. von dem ein Opfer verlangt wird. Nicht selten nennt er auch Farbe und Form des Opferthieres. Es scheint, als ob der Schaman hierbei stets in seinem Interesse wirke, da der Eigеnthümer des geforderten Thieres meist sich scheut, die Forderung des Ülgön unerfüllt zu lassen.

Nach der Unterredung mit Ülgön geräth der Schaman in die höchste Extase, bis er zuletzt ganz ermattet zusammenstürzt. Dann tritt der Baschtutkan an ihn heran und nimmt die Trommel und den Orbu aus den Händen des Schamanen, der noch zuletzt drei Mal mit den Fingern an die Trommel knipst und mit dem Kopfe zuckend und die Hände wie zum Trommelschlag bewegend vor sich her brummt „a-a-a-a-a ! i-i-i-i ! ' ' bis er zuletzt ganz still sitzt, ohne auch nur ein Glied zu rühren. Nach einer Weile, während noch in der Jurte allgemeines Schweigen herrscht, reibt er sich die Augen, streicht sich die Haare glatt, streckt und reckt die Hände und ringt sein von Schweiss triefendes Hemd aus. Dann sieht er sich langsam im Kreise um und begrüsst sich mit den Umstehenden mit den Worten: „Esän-salam! Esän-salam !

Die Opferfeierlichkeit endigt oft mit dieser zweiten Beschwörungsscene, meistens wird aber noch eine dritte Nacht der Feierlichkeit gewidmet, besonders bei reicheren Leuten. Der dritte Act der Opferfeierlichkeit besteht in den Libationen von Getränken und in einem grossen Zechmahle, wobei riesige Schläuche Kumys, Milchbranntwein und bei den nördlichen Schamanisten (Teleuten und Schoren) viel Gerstenbier vertilgt werden.

Die zu solcher Zechfeierlichkeit nöthigen Getränke werden schon vor dem Aufstellen der Opferjurte bereitet und Niemand darf es wagen, dieselbe vor der Beendigung der zweiten Opferfeierlichkeit zu berühren. Jetzt erst bringt man das nöthige Getränk in die Opferjurte. Die Frauen richten alles zu dieser Feierlichkeit Nöthige her, sie bedecken den Boden der Jurte rings mit Teppichen und zünden am Abend (nach Sonnenuntergang) des dritten Tages ein Feuer neben dem Tapty an.

Dann holt man von der Opferstelle 9-12 Schöpfkellen aus Birkenrinde und füllt ebenso viel chinesische Holzschalen