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0069 Aus Siberien : vol.2
Aus Siberien : vol.2 / Page 69 (Grayscale High Resolution Image)

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doi: 10.20676/00000224
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ist selbstverständlich dieses Streben auf das Böse gerichtet. Auf wen nun suchen sie in ihrer Bosheit zu wirken? Die materielle Natur verhält sich ihrem Streben gegenüber gefühllos, daher ist die einzige Arena für ihre feindliche Handlungsweise das Menschengeschlecht. Sie leben in der Welt zwischen den Leuten wie der Löwe in der Wüste, und wie Räuber versuchen sie den Menschen überall zu schaden und nachzustellen. Der unmittelbare Angriff tritt in unseren Gedanken, Wünschen und Handlungen zu Tage. Wenn wir wachsam sind, so kämpfen wir mit ihnen und verdrângen sie durch die Hülfe Gottes und die Gewalt des Kreuzes. Wodurch kann sie aber der ungetaufte Mensch, der sich als solcher ganz unter ihrer Gewalt befindet, von sich entfernen? An einer anderen Stelle sagt derselbe Missionar: „Es giebt Beispiele, dass die Kosaken einen verzückten Schamanen nicht durch Knutenhiebe aus seiner Extase zu bringen vermochten, andererseits giebt es Beispiele (ich spreche aus eigener Erfahrung), dass der priesterliche Segen ganz allein hinreichte, dass dem in Extase gerathenen Schamanen augenblicklich die Trommel aus der Hand fiel. " Ich konnte mir nicht versagen die Ansicht des geehrten Missionars hier wörtlich in ihrem ganzen Umfange anzuführen, nicht um sie zu widerlegen, sondern da. sie uns am deutlichsten zeigt, wie sich hier Christenthum und Heidenthum gegenüberstehen und unter welchen Auspicien hier das Christenthum wirkt. Der Missionar philosophirt ganz richtig, wenn er als solcher die frühere Religion der Neugetauften als ein Teufelswerk, als einen Ausfluss böser Geister darstellt, denn dadurch stellt er das von ihm selbst gepredigte Kreuz in ein schärferes Licht und zeigt am klarsten die Vortheile des Religionswechsels. Es macht aber einen wahrhaft komischen Eindruck, wenn der Herr Missionar diese Tirade am Schlusse seiner Darlegung der Opferbeschwörung des Schamanen, die an rlgön, den höchsten Gott des Himmels, gerichtet ist, vorbringt, wo der Schamau sich demuthsvoll vor der Gottheit verneigt und ihre Gnade und milde Huld erfleht, um Schutz bittet gegen die bösen Geister, nachdem er vor Beginn der Ceremonie den „Thürhüter-Geist" angefleht hat, er möchte die bösen Geister ferne von der Jurte halten, damit sie ihn nicht in seinen Ceremonien stören und einen unglücklichen Ausgang des Opfers veranlassen. Da kann man nur mit Schiller's Jungfrau von Orleans sagen: „Du nennst mich Zauberin, giebst mir Künste