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0073 Aus Siberien : vol.2
Aus Siberien : vol.2 / Page 73 (Grayscale High Resolution Image)

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doi: 10.20676/00000224
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So kann ich mir nur die Erzählungen sonst glaubwürdiger Leute erklären. Aus allen Mittheilungen derselben wurde mir aber das Eine klar, dass die Kirgisen den Baksa desto mehr achten und desto reicher belohnen, je öfter er ihnen grausige Kunststücke vormacht.

Ist ein Kirgise erkrankt, so dass man für sein Leben fürchtet, und hat die Heilkunst der alten Weiber nicht geholfen, so lässt man einen Baksa rufen (d. h. solche Leute rufen den Baksa, die keine mohammedanische Bildung erhalten haben, diese letzteren lassen den Mulla rufen und Gebete lesen). Der Baksa befühlt zuerst den Puls des Kranken, wobei er allerlei unverständliche Worte hervorstösst. Dann setzt er sich mit dem Kobus hin und spielt dem Kranken mehrere Melodien vor, die er mit dem Rasseln des Kobus begleitet und zu dem er mit halber Stimme seine Lieder singt. Darauf nimmt er die Kumalak (Schafmistkörner) und weissagt mit diesen die Ursache der Krankheit und was für ein Opfer nöthig ist, um die Krankheit zu heben.

Das Opferthier wird von ihm genau bezeichnet, d. h. die Farbe und eine Reihe von Merkmalen angegeben, an denen man das Schaf erkennen kann. Als Beweis der Wahrheit der Weissagungen des Baksa wurde mir erzählt, dass sich meist ein so genau bezeichnetes Schaf in der Heerde des Wirthes oder doch wenigstens bei einem Nachbarn finde. Ich ersehe daraus weiter nichts, als dass der Baksa gewiss vor dem Weissagen die Heerde des Kranken besucht hat oder durch einen anderen Helfershelfer hat besichtigen lassen. Eines der gewöhnlichsten Merkmale ist nämlich, dass das Schaf gross und fett sei.

Dasselbe wird nun gemäss mohammedanischer Vorschrift. ohne weitere Ceremonien des Baksa geschlachtet, das Fleisch zerschnitten und in den Kessel gethan und die Nachbarn zum Mahle eingeladen. Sobald das Schaf geschlachtet ist, reisst der Baksa selbst unter Murmeln von Beschwörungsformeln die Lunge aus dem Thiere, begiebt sich eilig zum Kranken und schlägt ihn dreimal mit der noch warmen Lunge. Dann nimmt er die letztere, in die die Krankheit übergegangen sein soll, und wirft sie den Hunden vor und sieht zu, dass sie bis auf das letzte Stück verzehrt wird.

Alsdann ergreift er seinen Assa und führt mit ihm einen wilden Tanz aus, bei dem er in die höchste Extase gerätli. Nachdem die Baksa-Beschwörung beendigt, setzt man sich zum Mahle,

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