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0110 Aus Siberien : vol.2
Aus Siberien : vol.2 / Page 110 (Grayscale High Resolution Image)

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doi: 10.20676/00000224
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wird noch jetzt von den Einwohnern eine gewisse Verehrung gezollt. Man bringt ihr Opfer, indem man den Stein mit Fett beschmiert. Zur Zeit, als Messerschmidt diese Gegenden besuchte (im Jahre 1722), wurde dem Kurtuj ak Tas eine offenbare Verehrung gewidmet, dies ist jetzt nicht mehr der Fall. lesserschmidt's Angaben vom 18. August 1722 sind folgende : „Die Кurtujak-Statue ist aus grauen Sandsteinen gehauen und oblique in die Erde gegraben (der Stein steht bis jetzt noch schief, d. h. etwas nach vorn gebeugt). Hinten am Rücken war eine dichte herabhängende Haarflechte zu sehen, wie die Calmakischen und tatarischen Weiber noch heutigen Tages zu tragen gewohnt sind (die Haarflechte ist jetzt nicht mehr zu erkennen). Sonst war daran weiter keine Unterschrift zu observiren. Die heydnischen Tattaren vom Ys Beltir, so mir schusseten, machten viel reverence für dieselbe und ritt ein jeder dreimal um selbige herum, nach welchen Ceremonien sie auch etwas von ihrem Proviant derselben opferten oder zum Piedestal unter's Gras hinlegten, damit sie nach ihrem Appetit davon geniessen möchte. Als ich sie fragte, warum sie so einfältig wären zu glauben, dass dieser leblose Stein solcher Ehren werth, und ob sie nicht sehen könnten, dass die Raubvögel und Fuchse etc. ihr Opfer hernach verzehrten? meinten sie, von ihren Voreltern gehört zu haben, dass diese Kurtujack eine vornehme Matrone gewesen und vom Caira-chan oder allmächtigen Gott also sei versteinert worden, weswegen sie ihr zum Gedächtnis noch allezeit diese Ehre thäten, ohngeachtet sie wohl glaubeten, dass zuweilen die Raubvögel ihre Opfer verzehreten. Ich wusste also hieraus noch nicht zu unterscheiden, ob nicht diese Völker vielleicht durch Tradition von den Juden die Verwandlung des Weibes Loth's zur Salzsäule gehöret oder auch wohl gar, wie bereits viele unserer europäischen Gelehrten dafür gehalten, eben diese Völker in der grossen Tattarei ein Ueberbleibsel der verlorenen Stämme Israels sein möchten, wenn man dennoch nichts wahrscheinliches weiter muthmassen kann."

2. Der Kys-tas (der Mädchenstein) ist eine etwa 11/2 Arschin hohe Steinplatte von ovaler Form, auf dessen flacher Seite ziemlich roh das Gesicht eines Мädchens relief ausgearbeitet ist. Dieses Bild befindet sich jetzt auf einem Grabe am Ys. Dass das dargestellte Gesicht ein Mädchen vorstellen soll, schliessen die Tataren aus den zu beiden Seiten des Gesichtes in Strähnen