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0175 Aus Siberien : vol.2
Aus Siberien : vol.2 / Page 175 (Grayscale High Resolution Image)

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doi: 10.20676/00000224
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aus den in den Gräbern aufgefundenen Pferdegebissen hervor. Ob sie noch anderes Vieh hielten, lässt sich aus den Gräberfunden dieser Epoche nicht nachweisen. Ob und wie man sich mit dem Ackerbau beschäftigte, ist nicht bestimmt anzugeben; Sicheln habe ich nirgends gefunden, vielleicht haben einige grössere Kelte aus Eisen, die offenbar eigene Arbeit waren, als Hacken zum Auflockern der Erde gedient. In diesem Falle hätten die alten Tscholymbewohner den Ackerbau nach Art der Schwarzvald-Tataren betrieben. Kleine eiserne Kelte derselben Form haben gewiss zum Ausgraben der Kandykwurzeln und Lilienzwiebeln gedient, die seit ältester Zeit ein Hauptnahrungsmittel der samojedischen Völker gewesen sind. Ausserdem habe ich von eisernen Instrumenten ein Schnitzeisen und mehrere kleine Kelte gefunden, die wohl zum Bearbeiten der Holzschalen benutzt wurden. Solche Holzschalen, einige mit Stiel, die offenbar als Trinkschalen gebraucht worden, fand ich in einigen Gräbern. Sehr vereinzelt fand ich die Scherben von irdenen Gefâssen und zwar nur in den Grabhügeln, so dass diese wahrscheinlich aus einer späteren Zeit herrühren. Der Umstand, dass die alten Tscholymbewohner an Stelle der früheren irdenen Gefässe Kessel aus Eisenblech oder Kupfer und hölzerne Trinkschalen zu den Todten in's Grab legten, deutet darauf hin, dass dieses Volk nicht mehr verstand, irdene Gefässe zu arbeiten. In Betreff der Kessel ist noch zu er wähnen, dass die kupfernen Kessel aus einem Stücke getrieben sind. Die eisernen Kessel bestanden aber aus zwei Stücken, dem Rande und dem Boden, und beide Theile waren durch grosse Nieten aneinander befestigt. In einem einzigen Grabe fand ich einen eisernen Schuppenpanzer. Das Panzerhemd war mit einem rothen Wollenzeuge gefüttert, von dem ganze Stücken sich noch sehr gut erhalten hatten. Das Wollen-zeug war sehr grob und den Wollgespinnsten der russischen Bauern ähnlich, so dass wir wohl annehmen können, dass es eigenes Fabrikat war. Ein Stück Leinenzeug, das sich in einem weiblichen Grabe am Tscherdat vorfand, ist zweifellos durch russische Handelsleute eingeführt worden.

Ueber die Kleidung der Tscholymbewohner lässt sich nach den bei den Skeletten aufgefundenen Spuren mit Bestimmtheit nur Folgendes sagen: Sowohl Weiber wie auch мänner trugen Mützen aus Rehfell; ihr Hauptkleidungsstück war ein Pelz aus den Fellen der Thiere, die sie auf der Jagd erlegten. Ihre