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0191 Aus Siberien : vol.2
Aus Siberien : vol.2 / Page 191 (Grayscale High Resolution Image)

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doi: 10.20676/00000224
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(Den 30. Juni bis 9. Juli.) Am andern Morgen öffneten

die russischen Kaufleute ihre Waarenlager; die Mongolen, Tür- böten und Sojonen fanden sich schon in aller Frühe schaarenweise mit Packeten von Murmelthierfellen unter dem Arme auf dem Markte ein und feilschten mit. ihrer Waare bis spät in die Nacht hinein. Die russischen Kaufleute lassen wenig von dem bestimmten Preise ihrer Waaren ab, und das thun sie auch nur dann, wenn der Käufer mehrere Gegenstände auf einmal nimmt. Sie wissen es bei der Behandlung verschiedener Objecte so schlau einzurichten, dass der Käufer die Uebervortheilung nicht merkt und des eingebildeten Vortheiles halber immer mehr und mehr kauft. 'Ein Beispiel möge das deutlicher zeigen: Angenommen, der Käufer fragt nach dem Preise eines Beiles. Der Kaufmann fordert 6 Murmelthierfelle. Der Käufer bietet deren vier. Der Kaufmann erwidert: „Wenn du 2 Beile nimmst, so gebe ich sie für 11 Felle." Der Käufer bietet 10 Felle. Nun sagt der Kaufmann: „Nimm noch diesen Kasten, er kostet 10 Felle, so gebe ich dir Alles für 20 Felle." Zu dem Kasten kommt noch ein Kasten, darauf ein Leder, Tuch und Daba, bei jedem Stück wird wieder 1 Fell abgelassen, so dass zuletzt der Käufer etwa für 100— 150 Felle bei dem Kaufmann gekauft hat. Bei diesem Einkaufe hat er etwa 15 Felle abgehandelt, was, angenommen, dass der Handel wirklich um so viel billiger abgeschlossen ist, im Vergleich zu der Menge der gekauften Waaren in keinem Verhältnisse steht.

Im Ganzen muss man sagen, dass die Verkäufer sehr freund-

lich mit den Käufern umgehen, die Angeseheneren werden sogar überall mit Thee, Zucker und Zwieback bewirthet. Jedoch ist diese Bewirthung mehr Kunstgriff, denn dabei sucht der Kaufmann den Gast länger bei seinen Waaren festzuhalten und. die Lust zum Kaufen zu erregen.

Die Mongolen bringen zuerst die schlechten Felle zu Markte und bewahren die besseren und guten Felle bis zuletzt auf. Die reicheren Kaufleute kaufen die schlechten Felle gar nicht und machen daher am ersten Tage nur ganz unbedeutende Geschäfte.

Bei den hier anwesenden mongolischen Soldaten befanden sich mehrere Lamas, die an ihren ganz kahl geschorenen Köpfen zu erkennen sind. Die Kaftane der Lamas sind gelb, einige tragen jedoch auch rothe Kaftane. Im Laufe des zweiten