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0198 Aus Siberien : vol.2
Aus Siberien : vol.2 / Page 198 (Grayscale High Resolution Image)

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doi: 10.20676/00000224
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wir den Berg noch in doppelter Höhe sich vor uns aufthürinen. So ritten wir von Terrasse zu Terrasse zu einer schwindelnden Höhe empor und erreichten erst Nachmittags 3 Uhr den Kamm des'Felsabhanges wiederum dicht beim Flüsschen Kara-su. Die steile Felswand war jetzt erstiegen, aber damit noch lange nicht die Höhe des Uferberges erreicht, welcher jetzt in mit Lärchenwald dicht bewachsenen Terrassen immer höher und höher aufstieg. Da unsere Pferde von dem beschwerlichen Wege, den sie zum Theil in grösster Sonnenhitze hatten ersteigen müssen, sehr ermüdet waren und wir mit ihnen noch manche Tagereise

vor uns hatten, so folgte ich dem Rathe meiner Führer, machte für heute Halt und liess an einer geeigneten Stelle unser Nachtlager aufschlagen.

Von der Höhe aus ist eine prachtvolle Aussicht • auf das Tscholyschmanthal. Das Thal sieht ziemlich breit aus, da die ersten Wellen der Uferberge von hier als zu demselben gehörig erscheinen, und zieht sich wie ein riesenhafter Hohlweg zwischen den himmelhohen steilen Bergwänden hin. Im Thale selbst windet sich der von der Sonne beschienene Fluss wie eine Schlange dahin und es scheint mir, als ob das Gewirr von phantastischen Windungen dem Flusse seinen Namen gegeben (das Zeitwort „tschdysch" bedeutet: ,,sich über Kreuz hin und her legen"). Die Ufer des Flusses sind, so weit das Auge reicht, von Waldungen eingefasst. Von Osten fällt der Tschöltschü in den Tscholyschman und bei der Mündung dieses Flusses erweitert sich das Thal und erscheint von der Höhe als ein mächtiger Waldknäuel. Der Tschöltschü selbst ist nicht sichtbar, sondern wird von seinen Uferwaldungen ganz verdeckt. Die Berge am rechten Ufer erscheinen wie eine Reihe dreiseitiger Pyramiden, zwischen deren breiten Schluchten der dunkle Fichtenwald bis zur Kammhöhe hinaufsteigt. Das linke Ufer • ist bedeutend- höher als das rechte; schon auf der Höhe der Uferberge sind vereinzelte Schneefelder zu sehen, im Hintergrunde erheben sich aber noch weit höhere Schneeberge.

(Den 30. Juni.) Die waldigen Bergkuppen und Terrassen, die wir gestern vor uns sahen, sind bedeutend steiler, als es von unten schien. Sie können nur an der Nordseite und im Zickzack erstiegen werden. Hier sind wenig bewaldete , aber mit Kräutern dicht btwachsene Abhänge. Der Weg, der an diesen